Koalition will unnötige OPs eindämmen

eb/dpa
Vehement prangern Mediziner und Krankenkassen Verträge von Klinik-Chefärzten an: Bonuszahlungen führen zu unnötigen Operationen, meinen sie. Nun sollen falsche Anreize per Gesetz zurückgedrängt werden.

Zum Schutz der Patienten will die Koalition unnötige Operationen in Deutschlands Kliniken durch neue gesetzliche Regelungen eindämmen. Die Entwürfe sehen mehr Transparenz bei Chefarzt-Boni vor. Medizinische Fachgesellschaften und Krankenkassen hatten Vereinbarungen über Boni für viele Operationen für eine Ausweitung der OP-Zahlen verantwortlich gemacht. 

In den Änderungsanträgen heißt es, die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) müsse bis 30. April mit Empfehlungen zu solchen Zielvereinbarungen die Unabhängigkeit medizinischer Entscheidungen sichern. Die Kliniken sollen dann mitteilen müssen, ob sie sich daran halten. Andernfalls müssen sie sagen, "für welche Leistungen leistungsbezogene Zielvereinbarungen getroffen wurden". 

Spahn: Abrechnungen werden transparenter

Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn sagte: "Dann kann der Patient transparent sehen, ob sein Arzt mehr Geld bekommt, wenn er mehr Hüft-, Knie- oder etwa Herz-OPs durchführt." Die Patienten müssten sich darauf verlassen können, dass sie aus medizinischen Gründen operiert werden und nicht, weil der Arzt finanziell etwas davon habe.

Der FDP-Gesundheitsexperte Heinz Lanfermann meinte: "Das ist ein Durchbruch." Leistungsausweitungen durch finanzielle Anreize sollten der Vergangenheit angehören. 

Die Änderungen soll mit dem Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz beschlossen werden. Die abschließende Lesung im Bundestag ist für den 1. Februar geplant. 

Kassen und Krankenhäuser sehen Licht und Schatten

Die Kassen begrüßten die Initiative. "Es ist gut, dass die Regierung das Problem der unnötigen Operationen angehen will", sagte ihr Verbandssprecher Florian Lanz. "Bonuszahlungen müssen sich daran orientieren, wie gut den Patienten geholfen wird, ob zum Beispiel die Komplikationsrate nach Operationen besonders gering ist."

DKG-Geschäftsführer Georg Baum versicherte: "Die Krankenhäuser haben keine Angst vor Transparenz." Der Politik warf er aber Widersprüchlichkeit vor. "Kürzungen und maximaler Zwang zu Wirtschaftlichkeit wird den Krankenhäusern vorgegeben." Gleichzeitig werde der Wunsch aus der Ärzteschaft bedient, aus wirtschaftlicher Mitverantwortung entlassen zu werden.

Die AOK hält von den Plänen wenig. "Schnellen und wirksamen Schutz von Patienten bringt nur ein sofortiges gesetzliches Verbot aller mengenabhängigen Zielvereinbarungen", sagt Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Verbands. "Ich plädiere dafür, durch ein sofortiges Verbot den finanziellen Anreizen zu medizinisch nicht notwendigen Behandlungen die Rechtsgrundlage zu entziehen." 

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