Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“

Kollektive Stressfaktoren belasten die Psyche zunehmend

LL
Gesellschaft
Immer mehr Erwachsene bewerten ihre eigene psychische Gesundheit in den vergangenen Jahren als verschlechtert. Das zeigen repräsentative Befragungsdaten einer auf Jahre angelegten Studie.

Die Studie besteht seit dem Frühjahr 2019 und hatte bereits eine negative Entwicklung in drei Indikatoren zur psychischen Gesundheit erwachsender Deutscher offengelegt: Angst- und depressive Störungen sowie eine positive Bewertung der mentalen Verfassung.

Den Autoren um Lena Walther ging es in der jüngsten Auswertung um die Frage, inwieweit sich dieser Trend fortsetzt oder ob dieser nur vorübergehend war und wieder abflacht. Befragt wurden 47.098 Erwachsenen per Telefon zwischen Mitte Februar 2022 und Mitte Mai 2023.

Die Daten zeigen aber eindeutig einen Anstieg der Bevölkerungsanteile, die im Screening für depressive Störungen (von 17,2 Prozent im Jahr 2022 auf 19,8 Prozent in 2023) und Angststörungen (von 11,3 in 2022 auf 13,9 Prozent in 2023) die Schwellenwerte überschritten.

Darüber hinaus konnte ein fortlaufender Rückgang des Anteils derjenigen Befragten festgestellt werden, die ihre eigene, selbsteingeschätzte psychische Gesundheit mittels SRMH Methode („self-rated mental health“) als „sehr gut“ oder „ausgezeichnet“ einschätzen. Während knapp 40 Prozent der Bevölkerung ihre psychische Gesundheit in 2022 noch als sehr gut oder ausgezeichnet einstuften, verringerte sich dieser Anteil auf 36,8 Prozent in 2023.

Risikofaktoren verdichten sich

Von der aktuellen Verschlechterung seien insbesondere Frauen und die jüngeren Altersgruppen (18 bis 29 und 30 bis 44 Jahre) betroffen gewesen zu sein, wobei sich in allen Geschlechter- und Altersgruppen negative Entwicklungen seit 2019 zeigen, schreiben die Autoren.

Die Ursache für die Verschlechterung sehen sie in den anhaltenden kollektiven Stressoren: Zu mehreren Jahren Ausnahmezustand während der Corona-Pandemie kommen der Krieg in der Ukraine, die wirtschaftlichen Entwicklungen sowie die Verschärfung des Klimawandels hinzu.

Zwar können die eingesetzten Messinstrumente weder eine psychische Störung noch eine Behandlungsbedürftigkeit nachweisen, so die Autoren, allerdings sollten Gesundheitsfachkräfte wachsam sein gegenüber einem möglicherweise vermehrten psychodiagnostischen Abklärungsbedarf bei ihren Patientinnen und Patienten. Eine weitere Surveillance sei erforderlich.

Walther, L. et al: „Hochfrequente Surveillance von Indikatoren psychischer Gesundheit in der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland – Entwicklungen von 2022–2023“, Dtsch Arztebl 2023; 3. August 2023; DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0180; ONLINE first

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