Studie aus Brasilien

Kompositfüllungen können drei Jahrzehnte überstehen

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Zahnmedizin
Forschende haben das Langzeitüberleben von Kompositfüllungen im Seitenzahnbereich analysiert. Auch nach 30 Jahren ist die Hälfte der Füllungen noch suffizient.

Forschende aus Brasilien haben das Langzeitüberleben von Kompositfüllungen im Seitenzahnbereich bis zu 33,6 Jahre beobachtet. Die jährlichen Misserfolgsraten lagen bei 2,5 Prozent (Erfolg) beziehungsweise 1,1 Prozent (Überleben). Nach mehr als drei Jahrzehnten lag der Erfolg bei 48, die Überlebensraten sogar bei 73 Prozent.

100 Probandinnen und Probanden, die in einer zahnärztlichen Praxis in Brasilien zwischen 1986 und 1992 eine Kompositfüllung im Seitenzahnbereich erhielten und mindestens einen Kontrolltermin in derselben Praxis wahrnahmen, wurden einbezogen.Die insgesamt 683 einbezogenen Füllungen wurden alle von einem Zahnarzt gelegt, kontrolliert und im Laufe der Jahre gegebenenfalls repariert oder ausgetauscht. Beim Legen der Füllungen wurden die meisten Schritte unter Kofferdam durchgeführt. Zudem wurde bei allen Füllungen der Pulpaboden mit Glasionomerzement abgedeckt und das Dentin nicht angeätzt. Anhand der zahnärztlichen Unterlagen wurden die Füllungen im Verlauf der Jahre beurteilt. Im Februar 2020 wurde alle Teilnehmenden bis zu 33,6 Jahren nach dem ursprünglichen Legen der Kompositfüllungen noch einmal zu einer Kontrolle in die Praxis einbestellt.

63 Prozent der Misserfolge konnten repariert werden

Die Mehrheit der Teilnehmenden war weiblich. Die Anzahl der Füllungen pro Teilnehmerin schwankte stark (eine bis zu 18 Füllungen). Diese verteilten sich ungefähr gleichermaßen auf Oberkiefer und Unterkiefer sowie auf Prämolaren und Molaren. Die meisten Füllungen (70 Prozent) waren mindestens zweiflächig.

Beurteilt wurde das Langzeitüberleben nach Erfolg (kein Eingriff erforderlich) und Misserfolg. Letzterer umfasste nicht nur Füllungsverluste, sondern auch Restaurationen, die repariert werden konnten. Insgesamt konnten 353 Misserfolge verzeichnet werden, was einer Erfolgsquote von rund 48 Prozent entspricht. Davon konnten 63,5 Prozent repariert werden (Gesamtüberlebensrate hier 73 Prozent). Als Gründe für Misserfolge nannten die Forschenden Frakturen (rund 60 Prozent) und Sekundärkaries (rund 28 Prozent), seltener Zahnextraktionen oder Füllungsentfernungen auf Patientenwunsch aus ästhetischen Gründen. Oberkiefermolaren und mehrflächige Füllungen hatten die höchsten Verlustrisiken.

Suffizient trotz ästhetischer Mängel

Besonders an dieser Längsschnittstudie war, dass diese retrospektiv ein praxisnahes Szenario abbildet. Die Ergebnisse bestätigen die anderer Studien, die ähnliche Langzeitüberlebensraten von Kompositrestaurationen beschreiben. Rund die Hälfte der Kompositfüllungen waren auch nach drei Jahrzehnten noch suffizient, obgleich sie teilweise ästhetische Mängel und sichtbare Alterserscheinungen zeigten. Die Autorinnen und Autoren merken zudem an, dass die Glasionomerzement-Unterfüllung in dieser Studie die Überlebensraten im Vergleich nicht verschlechtert hätten. Die Wahl des Komposits schien überdies keinen Einfluss auf das Langzeitüberleben der Füllungen zu haben.

Behandler ist entscheidend für Langzeitüberleben

Als Hauptgründe für Misserfolge von Kompositrestaurationen wurden in dieser Studie Frakturen oder Sekundärkaries genannt. Der behandelnde Studien-Zahnarzt führte in solchen Fällen, wenn möglich, Reparaturen durch. Nur bei ausgedehnten Defekten, die eine Reparatur unmöglich machten, wurde die Füllung vollständig entfernt. Die Forschenden erklären, dass die Reaktion des Zahnarztes oder der Zahnärztin auf Alterungserscheinungen von Füllungen entscheidend für das Langzeitüberleben sei. Die Entscheidung, eine Füllung lediglich zu polieren, zu reparieren oder sie gänzlich auszutauschen, lag in dieser Studie allein bei einem Zahnarzt, was als einschränkendes Kriterium berücksichtigt werden sollte.

Da Rosa Rodolpho PA, Rodolfo B, Collares K, Correa MB, Demarco FF, Opdam NJM, Cenci MS, Moraes RR. Clinical performance of posterior resin composite restorations after up to 33 years. Dent Mater. 2022 Apr;38(4):680-688. doi:10.1016/j.dental.2022.02.009. Epub 2022 Feb 25. PMID: 35221128

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