Konfektionierte Metallkrone schlägt Füllungstherapie
Abhängig vom Schweregrad der Karies gibt es verschiedene etablierte Methoden zur Kariesbehandlung bei Milchzähnen. Bei beginnenden Läsionen werden minimalinvasive Methoden wie Fluoridierung und Silberdiaminfluorid-Anwendung empfohlen. Wenn eine Restauration erforderlich ist, werden Füllungen mit Glasionomerzement oder Komposite und vorgefertigte Metallkronen empfohlen. Ist die Pulpa irreversibel geschädigt, werden die betroffenen Milchzähne meist extrahiert.
Als Hauptursachen für das Versagen von Füllungen werden vor allem Sekundärkaries und der Verlust der Restauration durch Frakturen angeführt – den Quellen der Studienautoren zufolge sind sie zu über 90 Prozent am Misserfolg beteiligt. Vorgefertigte Metallkronen sind eine alternative Behandlung zu Füllungen und haben den Vorteil, dass sie den gesamten Zahn stabilisieren und bedecken, wodurch er weniger anfällig für Sekundärkaries, Frakturen oder den Verlust der Restauration ist. Dies scheint, so die Studienautoren, in vielen Studien zu höheren Erfolgsraten im Vergleich zu Füllungen zu führen. Leider erfordern Kronen, die mit konventioneller Technik eingesetzt werden, eine Lokalanästhesie und eine Präparation, was zu Ängsten, Negativerfahrungen und Noncompliance bei Kindern führen kann.
Hall-Technik: Unkompliziertes schnelles Handling
Bei der Hall-Technik wird die Krone direkt über den kariösen Molaren zementiert, ohne dass das kariöse Gewebe zuvor entfernt oder der Zahn präpariert werden muss. Ein wesentlicher Vorteil dieser Technik besteht darin, dass durch die Versiegelung des Zahns das Fortschreiten der kariösen Läsion wirksam gestoppt wird. Studien, die die Überlebensraten der in Hall-Technik mit der von konventionell eingebrachten Kronen verglichen, ergaben keine signifikanten Unterschiede und legen nahe, die Hall-Technik als Standardbehandlungsverfahren für die Versorgung mit vorgefertigten Metallkronen zu verwenden.
Füllungen versus vorgefertigte Kronen
Der wichtigste Parameter für den Erfolg einer Restauration ist deren Langzeitüberleben. Die jährliche Ausfallrate von Kompositfüllungen in bleibenden Zähnen variiert den Studienautoren zufolge je nach Kariesklasse, Zahntyp und sozioökonomischen Faktoren zwischen 1 und 7,5 Prozent. In direkten Vergleichsstudien ist die jährliche Ausfallrate von Füllungen immer deutlich höher als bei herkömmlichen Kronenversorgungen oder sogar bei der Hall-Technik. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Verwendung und die Reinterventionsrate von Füllungen im Vergleich zu vorgefertigten Metallkronen im klinischen Alltag deutscher Zahnärzte zu evaluieren.
Grundlage sind die Versorgungsdaten der KZV Westfalen-Lippe
In dieser retrospektiven Längsschnittanalyse wurden Versorgungsdaten der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe für Restaurationen in Milchmolaren zwischen 2012 und 2015 bei Kindern bis zum Alter von sieben Jahren über einen Zeitraum von sieben Jahren (bis Dezember 2022) gefiltert und mit statistischen Methoden analysiert, um das Risiko eines erneuten Eingriffs zu berechnen, unterteilt in die Ergebniskategorien „Erfolgreich“, „Kleiner Fehler/Reparatur“ und „Schwerer Fehler/Endodontische Behandlung/Extraktion“. 367.139 Milchmolaren (einflächige Füllungen: n = 117.721; zweiflächige Füllungen n = 198.815; dreiflächige Füllungen n = 36.695; mehr als dreiflächige Füllungen n = 8.267 und vorgefertigte Metallkronen n = 5.641) wurden in diese Studie einbezogen.
Vorgefertigte Metallkrone zeigt sich der Füllung überlegen
Die mit vorgefertigten Kronen behandelten Zähne benötigten signifikant weniger Nachbehandlungen. Innerhalb der siebenjährigen Nachbeobachtung benötigten vorgefertigte Kronen weniger Reparaturen (80,6 Prozent Erfolgsrate, kleinere Misserfolge 4,4 Prozent, größere Misserfolge 16,3 Prozent) als die mit Kompositfüllungen behandelten Zähne (46,2 Prozent bis 52,6 Prozent Erfolgsrate, kleinere Misserfolge 27,0 Prozent bis 39,5 Prozent, größere Misserfolge 15,5 Prozent bis 28,4 Prozent).
Einzigartiger Blick in die Versorgungsrealität
In dieser Studie waren die bei vorgefertigten Metallkronen beobachteten Raten, bei denen keine erneute Intervention erforderlich war, im Vergleich zu den Ergebnissen früherer klinischer Studien etwas niedriger. Trotz dieser leichten Diskrepanz in der Leistung sind die Ergebnisse dieser Studie bedeutsam, da sie die alltäglichen klinischen Erfahrungen in einer typischen deutschen Zahnarztpraxis widerspiegeln. So können beispielsweise unterschiedliche Fähigkeiten und Fachkenntnisse von Zahnärzten die Behandlungsergebnisse erheblich beeinflussen.
Die Auswertung eines großen Datensatzes von Patienten der gesetzlichen Krankenkassen gibt einen einzigartigen Einblick in die Versorgungsrealität von kariösen Läsionen an Milchmolaren in Deutschland. Es wird deutlich, dass zum übergroßen Teil die Füllungstherapie zum Einsatz kommt, obwohl der Bedarf an Reparaturen und Nachbehandlungen dort signifikant höher ist als bei vorgefertigten Metallkronen. Ausgehend von diesen Studienergebnissen regen die Studienautoren an, die Indikationen für Füllungen und vorgefertigte Metallkronen „zu diskutieren“, um unnötige Nachbehandlungen zu vermeiden.
Studie: Pötter LA, Vollmer M, Santamaría RM, Splieth CH, Schmoeckel J. Performance of restorations in primary molars over a seven-year period. J Dent. 2024 Aug;147:105121. doi: 10.1016/j.jdent.2024.105121. Epub 2024 Jun 8. PMID: 38857648.
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