Krankenstand kostete 2022 bis zu 42 Milliarden Euro
Bezogen auf die Zuwachsrate hätte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) damit 2022 statt um 1,8 Prozent um 2,5 bis 2,9 Prozent zugelegt. Dies geht aus dem Report Kiel Insight hervor, das Teil der morgen erscheinenden Kieler Konjunkturberichte ist.
Von 68 Krankenstunden auf knapp 91 je Arbeitnehmer
Demnach stieg der Krankenstand von knapp 68 Stunden je Arbeitnehmer im Jahr 2021 sprunghaft auf knapp 91 Stunden 2022 an. Ursache waren in erster Linie Atemwegsinfekte und Erkältungskrankheiten, schreibt das IfW. Seit der Wiedervereinigung ist dies der mit Abstand stärkste Anstieg des Krankenstands binnen eines Jahres und auch das höchste Krankheitsniveau.
Die Mehrarbeit von gesunden Beschäftigten puffert Effekt ab
Ein erhöhter Krankenstand schlägt jedoch nicht eins zu eins auf die Wertschöpfung durch. Ein Teil der Folgen wird durch Mehrarbeit von gesunden Beschäftigten aufgefangen, ein Teil des Arbeitsausfalls wird nach Genesung durch die Erkrankten selbst nachgeholt. Zudem ist in beiden Fällen eine erhöhte Arbeitsproduktivität durch eine erhöhte Arbeitsverdichtung wahrscheinlich, so dass pro Stunde Arbeit mehr produziert und erwirtschaftet wird.
„Der außergewöhnlich hohe Krankenstand im vergangenen Jahr dürfte die deutsche Wirtschaft zusätzlich zur Energiekrise erheblich belastet haben“, sagt Dominik Groll, Arbeitsmarktexperte am IfW Kiel. „Die Wirtschaftsleistung 2023 steht dadurch allerdings in einem vermeintlich besseren Licht da, weil der Anstieg nun etwas höher ausfällt, vorausgesetzt der Krankenstand nimmt im laufenden Jahr wieder ab.“
Laut Prognose des IfW Kiel wird das BIP dieses Jahr etwas über dem durch einen hohen Krankenstand gedämpften BIP von 2022 liegen, so dass die Zuwachsrate auf Jahressicht positiv ausfällt.