Krisenlösung auf hellenisch
Es bringe nichts, nur über den Euro zu reden, man müsse auch die menschlichen Eigenarten berücksichtigen, sagte der griechische Bestsellerautor, der den Festvortrag "Mund auf" der Akademie der zahnärztlichen Fortbildung in Karlsruhe am 23. März 2013 hielt.
Markaris ist in Istanbul aufgewachsen, hat in Österreich und Deutschland studiert und lebt seit knapp 50 Jahren in Athen. Bevor er mit dem Schreiben begann, studierte der Sohn eines armenischen Kaufmanns und einer griechischen Mutter Volkswirtschaft. Er gilt als anerkannter Kenner Griechenlands und seiner Politik, Wirtschaft und Kultur.
"Die Griechen sind ein verrücktes Volk"
Markaris, der auch Goethes "Faust" ins Griechische übersetzte, attestierte seinen Landsleuten einen expressiven Hang zur Kultur des Diskurses und zu den Schönheiten des Lebens, einen defensiven aber zu ökonomischen Fragen sowohl der eigenen als auch der Weltwirtschaft: "Die Griechen sind ein verrücktes Volk“, so Markaris. "Sie können nicht wirtschaften, lesen aber den Faust. Herr Schäuble wäre mit dem Gegenteil glücklicher gewesen.“
Seine Rede stand unter dem Motto "Der Schriftsteller und die Städte“. Anhand seiner Lebensstationen beschrieb er die kulturellen Besonderheiten seiner drei Wohnorte Istanbul, Wien und Athen. Allesamt hätten sie großen Einfluss auf ihn gehabt, sein Lebensgefühl und seine literarische Arbeit. Die Kultur des Orientalischen und die des Okzidentalen beschrieb Markaris in Karlsruhe hierbei als innere Verbindung seines Lebenswegs.
Seit 1983 findet der Karlsruher Vortrag unter dem Titel "Mund auf" statt. Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Publizistik reden dabei zu wichtigen gesellschaftlichen Entwicklungen. Wie die Akademie für Zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe betont, möchte sie damit ein Zeichen setzen, dass sich Zahnärzte ihrer Verantwortung für die Gesellschaft als Ganzes bewusst sind und ihren Beitrag leisten, gesellschaftliche Probleme zu erkennen und zu lösen.