Konsequenzen aus Betrugsfällen mit Schnelltests

Laborärzte fordern Schließung nichtärztlicher Testzentren

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Gesellschaft
Die Laborärzte fordern die Schließung nichtärztlich geführter Schnelltest-Zentren. Die Vorfälle um überhöhte Testzahlen und Pannen beim Patientendatenschutz seien alarmierend.

Unzählige seit dem Herbst 2020 bekanntgewordene Fehler bei der Lagerung der Schnelltests, der Abstrichnahme, medizinisch unhaltbare Testumgebungen mit gravierenden Verstößen gegen den Infektions- und Arbeitsschutz und falsche Testbescheinigungen machten die Dimension des Problems deutlich, führt der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) aus.

"Eine Fehlerquote von bis zu 50 Prozent"

Je nach Testanbieter stellten die Laborfachärzte bei ihren verpflichtenden Kontrolluntersuchungen im PCR-Verfahren eine Fehlerquote von bis zu 50 Prozent fest. Den Auswertungen der Akkreditierten Medizinischen Labore (ALM) zufolge sank die Zahl der positiven PCR-Befunde von 6 Prozent in der KW 20 auf nun 4,4 Prozent in der vergangenen Woche (KW 21).

"Die Kommerzialisierung war ein schwerer Fehler"

„Die Kommerzialisierung des Infektionsschutzes in der COVID-19-Pandemie war ein schwerer Fehler, der sofort korrigiert werden muss“, betonte der BDL-Vorsitzende Dr. Andreas Bobrowski. Corona-Testzentren sollten künftig nur noch von Ärzten oder ärztlich geführten Körperschaften betrieben werden. Vor Ort sollte ausschließlich medizinisches Fachpersonal die Schnelltests durchführen und auswerten dürfen. Qualitätsnormen, Rechtsaufsicht und individuelle Haftung würden so eindeutig geregelt, auch würde das Vertrauen in die Testbescheinigungen gestärkt.

„Insbesondere bei der derzeit sinkenden Inzidenz und nur geringem Effekt der Bürgertestung sollte das Testangebot auf professionelle Testzentren und Teststellen mit einem entsprechenden fachlichen Background begrenzt werden“, bekräftigte der stellvertretende ALM-Vorsitzende Prof. Jan Kramer.

"Versäumnisse vor allem bei den Kommunen"

Mit Blick auf die bekanntgewordenen Betrugsermittlungen in Schnelltest- Zentren sieht der BDL vor allem Versäumnisse bei den Kommunen. Vielerorts seien sie der Pflicht zur Kontrolle der von ihnen zugelassenen Testzentren nicht nachgekommen. „Wenn tatsächlich Kontrollen stattfinden, werden regelmäßig Auflagen erteilt – bis hin zur Schließung von Testzentren“, erläuterte Bobrowski.

In der Kritik steht sowohl beim ALM als auch beim BDL der Beschlusss, die Kostenerstattung für die PCR-Testung zum 1. Juli weiter abzusenken. Es verwundere doch sehr, dass bei den Antigen-Schnelltests Kosten anscheinend keine Rolle spielen, obwohl sie weniger sicher sind im Vergleich zum Goldstandard PCR, rügt der ALM.

Zum 1. Juli 2021 wird die Gebührenordnungsposition zur Durchführung der PCR-Tests (Nukleinsäurenachweis des beta-Coronavirus SARS-CoV-2) im EBM von 39,40 Euro auf 35 Euro abgesenkt

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