Ärztedichte im internationalen Vergleich

Landärzte fehlen in jedem Land

nb
Praxis
Der oft diskutierte Mangel an Ärzten auf dem Land ist kein spezifisch deutsches Problem. Eine Studie zeigt: Im internationalen Vergleich lassen sich Mediziner generell lieber in Ballungsgebieten nieder - unabhängig von der Finanzierung der Gesundheitssysteme oder der Form der Ärztevergütung.

"Ärzte sind in allen betrachteten OECD-Ländern regional ungleich verteilt, unabhängig von der Finanzierung und Organisation der Gesundheitsversorgung. Deutschland bildet hier keine Ausnahme" - zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Wissenschaftlichen Instituts der privaten Krankenversicherung (WIP). Im Klartext heißt das: Landärzte fehlen überall, in Deutschland - und auch in anderen Ländern, die explizit auf eine

zentrierte Versorgung setzen.

In der Studie wurde die Ärztedichte zwischen beziehungsweise innerhalb von insgesamt 21 OECD-Ländern miteinander verglichen - von Australien über Finnland bis hin zu Korea und den USA. "Die getroffene Auswahl von Ländern orientiert sich dabei an einer mit Deutschland vergleichbaren Wirtschaftskraft", heißt es im Studienpapier.

Die betrachteten Länder weisen jedoch unterschiedliche Formen der Finanzierung des Gesundheitssystems und der Ärztevergütung auf. So steht Schweden mit einem überwiegend steuerfinanzierten Gesundheitssystem Luxemburg gegenüber, dessen Gesundheitssystem überwiegend über Beiträge finanziert ist. Und in den Niederlanden werden Ärzte etwa mit einer Mischung aus Fall- beziehungsweise Kopfpauschalen und Einzelleistungsvergütungen entlohnt, während in Island fixe Gehälter verbreitet sind.

Die Auswertungen der Daten - insbesondere die Bildung von Rangfolgen - sei dementsprechend "mit Vorsicht zu interpretieren", schreibt Studienautorin Dr. Christine Arentz in ihrem Diskussionspapier: "Unterschiedliche Ärztedichten können beispielsweise durch die unterschiedliche Organisation der Leistungserbringung oder unterschiedliche Präferenzen der Bevölkerung bedingt sein." Zudem könne insbesondere in der fachärztlichen Versorgung eine stärkere regionale Konzentration unter Umständen auch mit höherer Qualität einhergehen.

Fest stehe jedoch, dass Ärzte in jedem der betrachteten OECD-Länder regional ungleichmäßig verteilt sind und dies offensichtlich unabhängig von der Organisation und Finanzierung der Gesundheitsversorgung. Die Analyse zeigt, dass bei der Entscheidung zur Niederlassung für die Ärzte viele Faktoren eine Rolle spielen, die auch mit der jeweiligen regionalen Infrastruktur zusammenhängen: Ärzte lassen sich demnach lieber in Regionen nieder, die mit guten Job-, Bildungs-, Kultur- und Betreuungsangeboten für die Familie sowie einer guten Verkehrsinfrastruktur aufwarten können. Gerade für die jüngeren Ärztegenerationen sei außerdem die Work-Life-Balance zunehmend wichtiger, ebenso wird laut Studie mehr Wert auf den Austausch mit Kollegen und teambasiertes Arbeiten gelegt.

Die von Ärzten empfundenen Nachteile einer Beschäftigung in Regionen, die etwa von Bevölkerungsschwund und unattraktiver Infrastruktur betroffen sind, sind - so die Schlussfolgerung - dementsprechend nur schwer durch finanzielle Anreize aufzuheben. Studienautorin Arentz listet verschiedene Maßnahmen auf, wie man die ungleiche Verteilung von Ärzten beheben oder zumindest abmildern kann - vom Anwerben ausländischer Ärzte bis hin zur stärkeren Verankerung der ärztlichen Ausbildung in unterversorgten Regionen oder die Implementierung innovativer E-Health-Versorgungskonzepte.

"Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass verschiedene Maßnahmen in Betracht kommen, um unterversorgte Gebiete an der medizinischen Versorgung teilhaben zu lassen", schreibt Arentz. "Es gibt keine allgemeingültige Lösung, vielmehr müssen die jeweiligen regionalen Besonderheiten beachtet werden, bevor Maßnahmen implementiert werden." Zudem müsse festgestellt werden, dass viele der genannten Maßnahmen in unterschiedlicher Intensität, aber bereits seit einiger Zeit, in verschiedenen Ländern erprobt wurden, ohne dass diese die ungleiche Verteilung von Ärzten behoben hätten. <link url="http://www.wip-pkv.de/forschungsbereiche/detail/regionale-verteilung-von-aerzten-in-deutschland-und-anderen-ausgewaehlten-oecd-laendern.html" import_url="http://www.wip-pkv.de/forschungsbereiche/detail/regionale-verteilung-von-aerzten-in-deutschland-und-anderen-ausgewaehlten-oecd-laendern.html" follow="follow" seo-title="" target="self">Die Studie "Regionale Verteilung von Ärzten in Deutschland und anderen ausgewählten OECD-Ländern" im Original finden Sie hier.

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