European Society for Ceramic Implantology

Lieferengpässe bei Keramikimplantaten

br
Zahnmedizin
Straumann nimmt sein PURE Keramik Implantat komplett vom Markt. Die CeramTec Schweiz GmbH stellt den Direktvertrieb für das Zeramex XT-Implantatsystem ein und bei anderen Keramiksystemen gibt es Lieferengpässe. Die European Society for Ceramic Implantology (ESCI) hat ein Statement zur Lage im Markt für Keramikimplantate veröffentlicht und gibt Empfehlungen für Anwender.

Keramikimplantate werden seit längerer Zeit als Alternative zu Titanimplantaten im Markt angeboten. Um dem Produkt am Markt zum Durchbruch zu verhelfen, benötigt es jedoch valide Langzeitdaten, was gerade bei einem im Entwicklungsprozess befindlichen Produkt Probleme verursacht.

Hintergrund

PD Dr. Dr. Daniel Thiem (Mainz), federführender Autor der im Februar 2024 veröffentlichten und weltweit ersten Leitlinie zu Keramikimplantaten (zm berichtete) hatte die Schwierigkeiten bei der Vorstellung der Leitlinie beschrieben: Ein Problem bei der Bewertung der Evidenz seien beispielsweise die im Verlaufe der Zeit geänderten materialseitigen Zusammensetzungen der verwendeten Keramik. Im Unterschied zu Titan hängen die Materialeigenschaften der Implantate stark von den Rezepturen und individuellen Produktionsverfahren der Hersteller ab.

Die Ermittlung belastbarer Evidenz wird so immens erschwert. In der wissenschaftlichen Debatte wurde teils hochemotional über die Eignung des Materials für Implantate gestritten. Prof. Dr. Florian Beuer, wissenschaftlicher Beirat der zm, hatte in einem Interview im Herbst 2023 über den damaligen Stand der Evidenz noch resümiert: „Ich beschäftige mich seit 20 Jahren damit, hätte aber – ehrlich gesagt – gedacht, dass wir heute weiter wären.“

Verabschiedet sich die Industrie vom Keramikimplantat?

Sind die jüngsten Entwicklungen im Markt der Keramikimplantate nun ein Vorzeichen für den Abschied von der Technologie? Die ESCI, die sich die „Etablierung von Zirkoniumdioxid als zuverlässiges Material in der Zahnimplantologie“ zum Ziel gesetzt hat, verneint diese Frage: „Das aktuelle 'Tal' der Keramikimplantologie ist nicht durch mangelnde Nachfrage des Marktes oder qualitativ minderwertige Produkte oder schlechte Erfahrungen entstanden, sondern genau durch das Gegenteil: Zu schnelle und zu große Nachfrage traf mit Lieferengpässen von Rohmaterial auf hierfür unvorbereitete Produktionskapizitäten und firmeninterne Umstrukturierungen. Man hat die hohe Relevanz der Keramikimplantate erkannt und man konzentriert sich auf weitere Qualitätsverbesserungen. Hierfür mussten zunächst Einschnitte vorgenommen werden, um sich danach neu für die Zukunft aufstellen zu können.“

Dann heißt es: „Die ESCI wird diese Entwicklungen weiterhin interessiert beobachten – man darf gespannt sein!“

Empfehlungen der ESCI

Die ESCI rechnet im Herbst mit einer spürbaren Verbesserung und bis zum Jahresende mit einer Normalisierung der Liefersituation. Für die Übergangszeit bis zur vollständigen Verfügbarkeit der betroffenen Produkte (Zeramex XT, Nobel Pearl, Ceralog Progressive Line, SICwhite) gibt die ESCI folgende Empfehlungen für die Anwender:

„1. Klären Sie Ihre Patienten über die aktuelle Situation auf. Hierzu kann dieses Statement als objektive Quelle verwendet werden.

2. Implantieren Se derzeit nur mit den betroffenen Keramikimplantaten, wenn Ihnen alle für die prothetische Versorgung benötigten Komponenten bereits in der Praxis vorliegen oder absehbar verfügbar sein werden. Alternativ sollte der Patient beziehungsweise die Patientin umfassend über die aktuelle Liefersituation informiert worden sein und ausdrücklich zugestimmt haben.

3. Falls nicht alle benötigten Komponenten verfügbar sind, sollte geprüft werden, ob der Eingriff sicher und sinnvoll verschoben werden kann, bis die vollständige Versorgung gewährleistet ist.

4. Bitte teilen Sie der ESCI mit, sofern Sie oder ihr Partnerlabor über absehbar nicht benötigte Lagerbestände an Implantaten und Abutments verfügen (Zeramex XT, Nobel Pearl, Ceralog Progressive Line, SICwhite). Leiten Sie bitte diesen Aufruf auch an Ihr Partnerlabor weiter.

5. Bitte melden Sie sich bei der ESCI, wenn Sie dringend Implantate und Komponenten benötigen. Geben Sie hierbei den Grund für die Dringlichkeit an.

6. Sofern möglich, wird die ESCI für ihre Mitglieder einen kollegialen Austausch der Komponenten unter Einbeziehung der jeweiligen Firmen koordinieren und vermitteln. Die ESCI fungiert hierbei nicht als Distributor.

7. Kontakt: info@esci-online.com“

Das komplette Statement der ESCI finden Sie hier.

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