Medikamente ohne Zusatznutzen
Nur knapp jedes fünfte neue Arzneimittel hat laut offizieller Prüfung einen starken Mehrwert für die Patienten gegenüber bereits gängigen Arzneimitteln. Von 73 Präparaten, die bisher nach den Anfang 2011 eingeführten Regeln bewertet wurden, erkannten die Prüfer bei 14 einen beträchtlichen Zusatznutzen. Das geht aus einer Bilanz des des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hervor.
Nur was mehr bringt, darf mehr kosten
Bei 23 Medikamenten sahen die Prüfer zudem einen geringen, bei sechs einen nicht bestimmbaren Mehrwert. Somit helfen knapp zwei von drei neuen Präparaten den Patienten mehr als zuvor gängige Mittel. Es handelt sich unter anderem um Medikamente gegen Diabetes, Bluthochdruck oder Krebs. Die Vorgaben für die Prüfungen kamen von der schwarz-gelben Arzneireform Amnog. Nur was wirklich mehr bringt, soll auch mehr kosten dürfen.
Industrie bangt um Innovationen
Die Bewertungen des Bundesausschusses sind Basis für die Verhandlungen zwischen Krankenkassen-Spitzenverband und Herstellern über den Erstattungspreis für die Kassen. Die Pharmaindustrie hatte immer wieder kritisiert, das Amnog gefährde Innovationen.
Gar keinen Zusatznutzen sahen die Prüfer bei 27 Mitteln. Dies ist die Basis dafür, dass die Medikamente bald bestehenden Höchstgrenzen bei der Erstattung unterworfen werden. Direkt ohne weitere Bewertung solchen Höchstgrenzen unterworfen wurden zudem drei Mittel.
Mittel wirkungsvoll einsetzen
Der Vorsitzende des G-BA, Josef Hecken, bezeichnete die Prüfverfahren als erfolgreich. Es sei ein hohes Gut, einen Filter zu haben, um die 40 bis 50 Prozent der Produkte zu identifizieren, die keinen oder nur einen irrelevanten Zusatznutzen haben. Denn so könnten die Mittel im Gesundheitswesen wirkungsvoll dort eingesetzt werden, wo sie am meisten helfen. Dies gelte umso mehr vor dem Hintergrund, dass die Pharmafirmen bald eine Reihe von Arzneimitteln neu auf den Markt brächten.
Sicherheit steht an erster Stelle
"Viele neuen Wirkstoffe stehen kurz vor der Marktreife", sagte Hecken. "Gleichzeitig sind die Gewinnerwartungen der pharmazeutischen Industrie hoch." Die Prüfungen durch das Amnog erfolgen erst nach der Zulassung eines Mittels.
Hierbei werden neue Mittel zunächst nach Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität beurteilt. Bei den Bewertungen des Bundesausschusses geht es hingegen um die Beurteilung des Mehrwerts gegenüber bisherigen Vergleichstherapien mit dem Ziel, hohe Preise für nicht innovative Mittel zu verhindern.