Mehr als 100 Tage krankgeschrieben – häufig mit unklaren Folgen
Dem Report zufolge war von den TK-versicherten Erwerbstätigen, die im Jahr 2020 eine COVID-19-Diagnose mit Virusnachweis (PCR-Test) erhalten haben, 2021 knapp ein Prozent mit der Diagnose Long COVID krankgeschrieben. Damit sorgt Long COVID insgesamt betrachtet bei den Erwerbstätigen bisher zwar nur für einen relativ geringen Anteil am Gesamtkrankenstand, die Betroffenen sind jedoch vergleichsweise lange Zeit krankgeschrieben, im Durchschnitt 105 Tage.
Der Report schlüsselt diese Zahl noch einmal auf: Bereits Long COVID-Betroffene mit leichtem Verlauf einer Infektion waren 2021 durchschnittlich 90 Tage krankgeschrieben. Long COVID-Betroffene, die hospitalisiert werden mussten und mehr als sieben Tage im Krankenhaus lagen, waren im Schnitt 168 Tage krankgeschrieben. Bei den Betroffenen, die zudem beatmet werden mussten, waren es durchschnittlich sogar 190 Tage.
1,3 Millionen Fehltage wegen anhaltender Symptome
Zum Vergleich: Im Durchschnitt war jede TK-versicherte Erwerbsperson im vergangenen Jahr 14,6 Tage arbeitsunfähig gemeldet. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: „Die Analyse zeigt: Wer von Long COVID betroffen ist, hat lange mit dieser Krankheit – die uns noch viele Rätsel aufgibt – zu tun.”
Inklusive der Verdachtsfälle hatten nach Angaben der TK insgesamt 13,1 Prozent der TK-versicherten Erwerbstätigen 2020 eine COVID-19-Diagnose. Es zeige sich, dass bei dieser Gruppe laut Modellrechnung sogar rund 1,6 Prozent aller verursachten Fehlzeiten auf längerfristige Auswirkungen dieser Corona-Erkrankung zurückzuführen sind. Das entspricht knapp 1,3 Millionen Fehltagen.
Die Zahl der Long COVID-Betroffenen erscheine zwar mit knapp einem Prozent relativ gering, kommentiert die TK, diese beziehe sich aber nur auf jene Patienten, die auch mit dieser konkreten Diagnose krankgeschrieben worden sind. Die Kasse geht darum von einer hohen Dunkelziffer aus.
TK geht von einer Unterfassung auch bei Long COVID aus
Die Symptome von Long COVID seien vielfältig und reichten von eingeschränkter Belastbarkeit und extremer Müdigkeit über Atemnot und Kopfschmerzen bis hin zu Muskel- und Gliederschmerzen, heißt es in dem Report weiter. Ebenfalls weit verbreitet sind Erschöpfung (Fatigue) oder auch Nervenschmerzen. Long COVID sei eine Krankheit mit vielen Facetten. Daher gibt es laut TK auch nicht „die eine” richtige Behandlungsmethode. Generell koordiniere die Hausarztpraxis die Behandlung und leite im Bedarfsfall den Patienten gezielt an eine Facharztpraxis weiter.
Wie bei der Zahl der Coronainfizierten bereits bekannt, sei auch bei Long COVID von einer Untererfassung in den Daten auszugehen. Denn vor dem Hintergrund des vielfältigen Krankheitsbilds werde für die Krankschreibung von den Ärzten häufig nicht nur der Diagnoseschlüssel für Post-COVID eingesetzt, heißt es in dem Report. Ohnehin sei dieser erst im November 2020 eingeführt worden.