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Mehr Crystal, mehr Ecstasy

mg/dpa
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Crystal macht schnell abhängig, wirkt verheerend - und ist offenbar nicht mehr nur eine Randerscheinung. So lautet eine Erkenntnis aus dem Drogen- und Suchtbericht der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CDU).

Rauschgift aus dem Drogenlabor wie Crystal Meth und Ecstasy breitet sich in Deutschland aus. Weit mehr Menschen hält aber ihre Alkohol- oder Nikotinsucht im Griff. So ist die Zahl der Alkoholabhängigen in Deutschland innerhalb weniger Jahre deutlich gestiegen. Das zeigen die jüngsten Erhebungen zu erlaubten und verbotenen Rauschmitteln in Deutschland.

Einen detaillierten Überblick gab Mortler an diesem Montag, wenn sie den neuen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung vorstellt.

Zahl der Crystal-Konsumenten stieg laut BKA um 7 Prozent

Zahlen dazu hatten Mortler und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, bereits im April präsentiert. So wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 77 Kilogramm Crystal Meth sichergestellt - so viel wie nie zuvor. Die Zahl der erstmals auffällig gewordenen Konsumenten der stark süchtig machenden Modedroge stieg um sieben Prozent auf 2.746.

Konsumenten beschreiben, dass das Methamphetamin beim ersten Mal beeindruckend wirkt - aber schnell abhängig macht und zu erheblichen körperlichen und psychischen Schäden führt. Crystal stammt vorwiegend aus tschechischen Drogenküchen. Nach Gesprächen mit Vertretern aus den betroffenen Bundesländern, Suchtexperten und dem tschechischen Drogenbeauftragten in den vergangenen Monaten unterstrich die Drogenbeauftragte, dass erste Schritte gemacht seien.

Deutschland und Tschechien intensivieren Zusammenarbeit

"Deutschland und Tschechien intensivieren die Zusammenarbeit auf dem Gebiet und in den betroffenen Bundesländern werden die Hilfsangebote verstärkt", sagte sie. "Wir müssen die Entwicklung sehr aufmerksam beobachten und wachsam sein. Es ist nun die Aufgabe, gemeinsame Schritte im weiteren Vorgehen festzulegen. Dazu zählen zielgerichtete Maßnahmen und neue Ansätze in der Prävention in den betroffenen Gebieten, um der Gefahr angemessen zu begegnen.“

Auch die Partydroge Ecstasy hat laut Ziercke nach jahrelangem Rückgang wieder Konjunktur. Das am häufigsten genommene illegale Rauschgift in Deutschland ist Cannabis. Der Konsum war von 2001 mit 9,2 Prozent bis 2012 auf 4,6 Prozent ebenfalls deutlich rückläufig, ist aber im letzten Jahr auf 5,6 Prozent wieder leicht angestiegen.

Grünenvorschlag: Therapieteilnehmer werden nicht strafrechtlich belangt

Im Jahr 2013 starben 1.002 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen von Rauschgift - meist durch Heroin und andere Opiate. "Dies zeigt, dass wir mit unseren Anstrengungen keinesfalls nachlassen dürfen, um erreichte Erfolge nicht zu gefährden“, betonte Mortler.

Auch weltweit breiten sich synthetische Drogen aus: Amphetamine wie Crystal werden verstärkt hergestellt, wie es im Weltdrogenbericht 2014 vom Juni heißt. Entsprechende Drogen-Labore seien vor allem in Nordamerika auf dem Vormarsch.

Unmittelbar vor Vorlage des Suchtberichts forderte der Grünen-Drogenexperte Harald Terpe, bei Crystal-Abhängigen, die freiwillig eine Therapie beginnen, auf eine Strafverfolgung zu verzichten. "Denn die Angst vor der Strafverfolgung und den mehrjährigen Haftstrafen verhindert, dass Abhängige frühzeitig zur Drogenberatung gehen."

Millionen missbrauchen Alkohol und Medikamente

Der SPD-Abgeordnete Hartmann soll laut "Spiegel Online" mindestens dreimal Crystal Meth gekauft haben. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung fanden Ermittler aber keine Drogen. Bereits im Januar war bekanntgeworden, dass die Zahl der Alkoholabhängigen gestiegen ist - auf rund 1,8 Millionen. 2006 sollen es noch 1,3 Millionen gewesen sein. Junge Erwachsene unter 25 sind verstärkt betroffen. Das zeigte eine Erhebung des Instituts für Therapieforschung in München.

Weitere 1,6 Millionen Erwachsene trinken zu viel, gelten aber nach den offiziellen Kriterien nicht als abhängig. Alarm schlugen die Autoren der Studie wegen Tabak: Insgesamt rund 5,6 Millionen Menschen seien hiervon abhängig. Damit sei Tabak der verbreitetste Suchtstoff. 319.000 Erwachsene sind laut der Studie abhängig von illegalen Drogen.

Wachsende Problemfelder sind Glücksspiel- und Internetsucht

Mindestens 2,3 Millionen Menschen sind süchtig nach Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln. Eine Herausforderung bleibe außerdem der riskante Suchtmittelkonsum wie das Rauschtrinken unter jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren. Er liegt nach Daten des Robert Koch Instituts bei Frauen bei 36 Prozent und bei Männern bei 54Prozent.

Unter jungen Erwachsenen spielt nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auch das Glücksspiel, hier insbesondere das Automatenspiel unter jungen Männern mit einem Anstieg von 5,8 Prozent in 2007 auf 23,5 Prozent in 2012, eine zunehmende Rolle im Suchtverhalten. Ebenso gelten unter den 14- bis 24-Jährigen etwa 250.000 Menschen nach der PINTA-Studie I und II als Online- oder Internetabhängig, 1,4 Mio. weisen in diesem Alter ein problematisches Nutzungsverhalten auf.

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