Mehrheit würde für eine gute Klinik länger fahren
Laut der Forsa-Umfrage würden 73 Prozent der Befragten „auf jeden Fall“ eine längere Anfahrt akzeptieren, um eine vergleichsweise risikoreiche Operation am Herzen oder an der der Lunge in einer Klinik mit besseren Behandlungsergebnissen und mehr Routine vornehmen zu lassen.
Auch bei weniger risikoreichen Eingriffen, wie der Implantation eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenks, würde mit 47 Prozent knapp die Hälfte auf jeden Fall längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen. 55 Prozent davon wären bereit, für einen solchen Eingriff eine Fahrzeit von mehr als einer Stunde in Kauf zu nehmen, damit sie in einer spezialisierten Klinik behandelt werden. Weitere 31 Prozent würden eine Fahrzeit von bis zu einer Stunde akzeptieren.
Am wichtigsten sind Hygiene und der gute Ruf des Arztes
Nach den Kriterien gefragt, die ihnen bei einer geplanten Operation für die Wahl eines Krankenhauses wichtig seien, bewerteten nur 8 Prozent die Wohnortnähe als „sehr wichtig“. Mit Abstand am häufigsten wurden Sauberkeit und Hygiene als sehr wichtig bewertet (83 Prozent), gefolgt vom Ruf des behandelnden Arztes (46 Prozent), der Empfehlung ihres Haus- oder Facharztes (44 Prozent) und dem Renommee des Krankenhauses (41 Prozent).
Weiter zeigen die Ergebnisse, dass die Patienten in Deutschland eine realistische Einschätzung des Nutzens einer Krebsbehandlung in spezialisierten Zentren haben. Demnach gaben knapp drei Viertel (73 Prozent) an, dass sie an eine höhere Überlebens-Wahrscheinlichkeit von Krebspatienten bei der Behandlung in einem spezialisierten Krebszentrum glauben. Nur 14 Prozent schätzten diese gleich hoch ein wie in anderen, nicht spezialisierten Kliniken.
Bei verbindlichen Qualitätsvorgaben für Kliniken nun „Kurs halten“
„Das Kriterium der Wohnortnähe spielt für die Menschen bei der Krankenhaus-Versorgung laut den Befragungsergebnissen keine zentrale Rolle – vor allem, wenn es um besonders ernsthafte Erkrankungen und risikoreiche Operationen geht“, kommentiert Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, die Befragung. „Auch die große Offenheit für längere Fahrtzeiten zu spezialisierten Kliniken zeigt, dass die Menschen die richtigen Prioritäten setzen.“
Wichtig sei, dass Bundesgesundheitsministerin Nina Warken bei den bundesweit verbindlichen Qualitätsvorgaben für die Krankenhäuser „Kurs halte“, so Reimann: „Ihre Aussage, dass sie die Reform ihres Vorgängers verbessern, aber nicht verwässern will, weist in die richtige Richtung.“ Bei den Gesprächen von Bund und Ländern über geplante „Optimierungen“ wie mehr Kooperationsmöglichkeiten oder längere Übergangsfristen für die Spezialisierung der Kliniken dürfe die Patientensicherheit nicht auf der Strecke bleiben.
Für die bevölkerungsrepräsentative Forsa-Befragung wurden vom 1. bis zum 17. April 2025 insgesamt 8.579 Personen ab 18 Jahren befragt. Die Umfrage wurde als Kombination von telefonischer Befragung und Online-Erhebung durchgeführt.