Mikrochirurgische Gesichts-Rekonstruktion im Alter
Ein bisher umstrittenes Thema, das gerade im Zuge unserer immer älter werdenden Bevölkerung an Brisanz gewinnt, ist die Fragestellung, ob bei umfangreichen Kopf- und Halstumoren mikrochirurgische Rekonstruktionen auch bei älteren Menschen durchgeführt werden sollen, oder ob die Belastung für sie zu groß wäre. Fokussiert ist das Hochbetagtenalter zwischen 80 und 90 Jahren.
Eine aktuelle Studie der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf ging nun dieser Fragestellung nach, die Ergebnisse wurden auf dem 66. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-,Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) Anfang Juni in Hamburg vorgestellt.
Die Studie
Die Hamburger MKG-Chirurgen um Prof. Dr. Dr. Max Heiland analysierten die Behandlungsdaten von Tumorpatienten mit chirurgischer Therapie im Zeitraum von Januar 2012 bis Juni 2015. Systematisch erfasst wurden neben den Grundcharakteristika die Dauer der Operation, Dauer des Intensivaufenthaltes und die stationäre Behandlungsdauer der Patienten. Zur Auswertung wurden die Patienten in vier Altersgruppen eingeteilt: unter 64 Jahre, 65 bis 74 Jahre, 75 bis 84 Jahre und älter als 85 Jahre.
In die Studie konnten 343 Patienten eingeschlossen werden. Patienten mit einem Alter über 85 Jahre litten häufiger unter größeren Tumoren und erhielten seltener begleitende Therapien (Radio- und/oder Chemotherapie).
Das Ergebnis
Die Komplikationsraten unterschieden sich in den Altersgruppen nicht. In der Gruppe über 85 Jahre wurden 16 mikrovaskuläre Transplantate eingebracht, mit einer mittleren stationären Verweildauer von 26,53 Tagen. Demgegenüber wurden 188 mikrochirurgische Transplantate in der Altersgruppe unter 65 Jahren angewandt, mit einer mittleren stationären Aufenthaltsdauer von 20,47 Tagen. Die Verlustraten der mikrovaskulären Transplantate unterschieden sich zwischen den Altersgruppen nicht.
Das Fazit
Aufgrund dieser Daten kann geschlussfolgert werden, dass bei älteren Menschen mit Krebsim Kopf- und Halsbereich ein Verzicht auf mikrochirurgische Rekonstruktion nicht gerechtfertigtist. Genau wie bei jüngeren Patienten sollten alle zeitgemäßen Alternativen in der Therapieplanung erwogen werden.