KZBV-Vertreterversammlung

Mindestens eine Frau in jedem Gremium!

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Frauen sind in der zahnärztlichen Selbstverwaltung eine Rarität. Das soll sich ändern. Auf der Vertreterversammlung der KZBV hat die AG Frauenförderung gemeinsam mit dem Vorstand dazu einen Antrag eingebracht.

Insgesamt 44 Prozent der Zahnärzte waren 2019 Frauen, Tendenz steigend. Über zwei Drittel der Zahnmedizinstudierenden 2018 – ebenfalls Frauen. Je nach Szenario ergibt sich für 2024 prognostisch ein Frauenanteil in der Zahnärzteschaft zwischen 45,6 und 50 Prozent und 2029 zwischen 47,5 und 54,7 Prozent. Schaut man allerdings in die Standespolitik, fällt der Blick auf: Männer. Ältere Männer.

Um dieses Missverhältnis zu beheben, hatten die Delegierten auf der KZBV-Vertreterversammlung im November 2019 die AG Frauenförderung ins Leben gerufen – sie sollte ein Gesamtkonzept entwickeln, mit dem Ziel, den Anteil der Frauen in den Gremien der zahnärztlichen Selbstverwaltung und in Führungspositionen zu erhöhen.

Ziel ist, die Repräsentanz von Frauen in allen Gremien zu erhöhen

Dieses Konzept liegt nun vor und wurde gestern auf der Vertreterversammlung von Dr. Ute Maier, AG-Vorsitzende und Chefin der KZV Baden-Württemberg, vorgestellt. "Ziel ist, die Repräsentanz von Frauen in allen Gremien zu erhöhen, um gemischte Teams zu erhalten", erklärte Maier in ihrem Vortrag. "Das gilt auch für die Vertreterversammlung und für den Vorstand."

Der Frauenanteil in der zahnärztlichen Selbstverwaltung

Der Frauenanteil in der zahnärztlichen Selbstverwaltung

  • Der Vorstand der KZBV besteht aus 3 Vorstandsmitgliedern, darunter ist keine Frau.

  • Die VV der KZBV hat 60 Mitglieder, davon sind 4 Frauen.

  • In den Vorständen der KZVen sind insgesamt 44 Personen, 3 sind Frauen.

  • In den VVen der KZVen liegt der Frauenanteil liegt zwischen 7 und 26 Prozent.

Quelle: KZBV

"In den KZVen haben wir lauter gestandene – und sachverständige – Männer und wenig Frauen. Immer wenn es darum geht, junge Frauen in höhere Posten aufsteigen zu lassen, wird es schwierig", führte Maier mit Verweis auf die obigen Zahlen aus. "Doch es geht nicht nur darum, junge Kolleginnen für die Selbstverwaltung zu gewinnen, auch ältere erfahrene Frauen haben es schwer, die gläserne Decke zu durchbrechen. Aufgefallen ist uns auch, dass Frauen auf Veranstaltungen als Referentinnen wie auch als Gäste eher unterrepräsentiert sind. Auch das sollte sich ändern."

Nur drei Prozent der Jungen sind in der Standespolitik aktiv

Nur drei Prozent der jungen Kollegen und Kolleginnen sind in der Standespolitik aktiv, berichtete Maier. Warum das Gros darauf keine Lust hat, zeigte sie mit Verweis auf die IDZ-Studie "Generation Y": Das Problem sind danach in erster Linie bestehende Strukturen, ein schwieriger Zugang, fehlende Ansprechpartner, Inhalte, die an den Bedürfnissen vorbeigehen, gefühlte Nichtbetroffenheit und Desinteresse. Hinzu kämen Gründe außerhalb der Standespolitik - Zeitmangel, finanzielle Gründe berufliche (Weiterbildungen, Praxisgründung)  und familiäre Konflikte (schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf).

Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils

Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils

Selbstverpflichtung von KZVen und KZBV

regelmäßige, institutionalisierte Veranstaltungen und Kreise; kontinuierlicher Auf- und Ausbau von Netzwerken

Mentoring- und Förderprogramme / Coachings

Standespolitik stellt sich als Teil der Berufskundevorlesung im Studium vor.

Ausrichtung von Strukturen, Inhalten und standespolitischen Themen auf aktuelle Bedürfnisse und Interessen

Verankerung des Themas in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

mehr Referentinnen und Expertinnen bei Veranstaltungen der KZVen und der KZBV

familienfreundliche Gestaltung

verstärkte Nutzung der Digitalisierung

Regelungen in den Satzungen und gegebenenfalls den Wahlordnungen

In der nächsten Legislatur mindestens eine Frau in jedem Vorstand der KZVen und der KZBV.

AG Frauenförderung, 29. Oktober 2020

Auf Basis dieser Analyse erarbeitete die AG einen 11 Punkte-Plan (siehe oben). Neben dem Appell zur Eigeninitiative forderte die AG die Standesvertreter dazu auf, sich selbst zu verpflichten, etwa im Rahmen einer Gouvernance-Regelung. Die Aufgabe, den Frauenanteil in den Gremien der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung zu erhöhen, müsse von den Vorständen und Gremien aktiv aufgegriffen, positiv begleitet und als zentrale Aufgabe und strategisches Ziel wahrgenommen werden, betonte Maier.

In diesem Rahmen sollte man Mentoring-Programme und Coachings etablieren, ähnlich wie im Gutachterwesen. Um einen Draht zum Nachwuchs aufzubauen, könnten die Berufskundevorlesungen verstärkt von jungen Kollegen und Kolleginnen gehalten werden. Wichtig sei auch, eine familienfreundliche Gestaltung. Die Regelungen sollten auch Eingang in Satzungen und Wahlordnungen finden. "Vorstellbar  ist beispielsweise, dass man eine Formulierung findet, die nicht sofort Parität fordert, sondern dass mindestens eine Frau in jedem Gremium vertreten sein sollte", veranschaulichte Maier.

Frauen sollen auf die Listen - wie gewählt wird, obliegt der Basis

Nicht alle Delegierten waren von den Vorschlägen der AG angetan. Einige vermuteten eine versteckte "Quote", andere befürchteten, dass Frauen ihnen "Chefsachen" wegnehmen oder dass Geschlecht vor Qualifikation gehen könnte.

"Wir versuchen eine bestimmte Zahl von Frauen auf die Wahllisten zu bekommen – wie dann gewählt wird, obliegt der Basis", stellte Dr. Christine Ehrhardt aus Rheinland-Pfalz und Mitglied der AG, klar. Dass nicht sämtliche Vorstände bei der nächsten Wahl mit einer Frau besetzt werden könnten, könne sie akzeptieren.

Maier bekräftigte, sie wisse, dass es nicht gelingen werde, die Lage von heute auf morgen zu verändern: "Wir werden nicht alle Vorschläge sofort umsetzen können. Wichtig ist, dass wir beginnen und Schritt für Schritt weitergehen und damit zeigen: Wir brauchen keine Regelungen von außen, sondern wir setzen uns selber Ziele, die wir auch erreichen. Letztendlich lebt die Selbstverwaltung vom Engagement aller Berufsangehörigen."

Gleichberechtigung–eigentlich eine Selbstverständlichkeit

Auch der KZBV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer machte sich für den gemeinsamen Antrag stark: "Wir reden hier im Grunde von einer Selbstverständlichkeit: der Gleichberechtigung von Frauen. Ich werbe dafür, die Frauen in unsere Gremien einzuladen, damit wir überlebensfähig bleiben."

Der Antrag wurde – so das vorläufige Ergebnis – mit 39 von 57 Ja-Stimmen angenommen.

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