Mit Infrarot-Strahlen gegen schwere Schluckstörung
Fallbeschreibung:Ein Patient mit einem Barett-Ösophagus-Karzinom und Resektion des Ösophagus mit Magenhochzug-Operation bekam 6 Jahre und 2 Monate nach der Operation Schluckbeschwerden. Innerhalb von einem Jahr und 7 Monaten wurden zwei Tumorrezidive an der Anastomose gefunden und mit kombinierter Radio-Chemo-Therapie bzw. Chemotherapie behandelt. 7 Jahre und 9 Monate nach der Operation bestanden lokale Tumormassen und Destruktion ohne Möglichkeit, etwas oral zu trinken oder zu essen. Die Ernährung erfolgte vollständig über eine jejunale PEG-Sonde.
Seine Lebensqualität war schlecht, da Speichel und Schleim sehr zäh (fädenziehend) waren und nicht geschluckt werden konnten, sondern Tag und Nacht ausgespuckt werden mussten, so dass er nachts keine längere Zeitspanne schlafen konnte (durch die Notwendigkeit auszuspucken jeweils wachwerdend). Insgesamt wurde die Situation mehr als eine funktionelle Schluckstörung/Dysphagie als ein strukturelles stenotisches Problem gewertet.
Zu diesem Zeitpunkt wurden Acetylcystein (zweimal täglich 200 mg über die PEG-Sonde) und Bestrahlung mit wassergefiltertem Infrarot A (wIRA), eine spezielle Form der Wärmestrahlung, der ventralen Seite des Halses und des Thorax zur Therapie dazugenommen. Innerhalb eines Tages mit Acetylcystein wurden Speichel und Schleim weniger zäh.
Innerhalb von 2 Tagen mit wIRA (ein Tag mit 4 bis 5 Stunden Bestrahlung mit wIRA zuhause) nahm die Speichelbildung deutlich ab und die Lebensqualität verbesserte sich ganz offensichtlich: Zum ersten Mal schlief der Patient ohne Unterbrechung und ohne Schlafmittel. Nach 5 Tagen mit wIRA konnte der Patient seinen ersten weichen Kloß essen, Trinken von Flüssigkeiten war zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder möglich. Nach 2,5 Wochen mit wIRA konnte der Patient sein erstes kleingeschnittenes Schnitzel essen.
Ab dem Beginn mit wIRA hatte der Patient 8 Monate mit guter Lebensqualität mit nur kleinen Mengen an flüssigem Speichel und Schleim und ohne Notwendigkeit auszuspucken (mit typischerweise ungefähr 90 bis 150 Minuten Bestrahlung mit wIRA täglich). In dieser Zeitspanne konnte der Patient während der Nacht schlafen.
Alle Behandlungen wurden im Hause des Patienten durchgeführt, waren kontaktfrei und wurden von ihm als angenehm erlebt. Nachdem er entsprechende Anweisungen für die ordnungsgemäße und sichere Bestrahlung erhalten hatte, war der Patient in der Lage, wIRA ohne Hilfe anzuwenden.
Diskussion:Die physiologischen Haupteffekte von wassergefiltertem Infrarot A (wIRA) sind: wIRA steigert die Gewebetemperatur, den Gewebe-Sauerstoffpartialdruck und die Gewebedurchblutung deutlich.
Die fünf klinischen Hauptwirkungen von wIRA sind: wIRA mindert Schmerzen, Entzündung und Exsudation/Hypersekretion, und fördert Infektionsabwehr und Regeneration, alles indikationsübergreifend. Entsprechend gibt es eine Vielzahl von klinischen Indikationen für wIRA.Die Effekte von wIRA beruhen sowohl auf seinen thermischen (auf der Übertragung von Wärmeenergie basierenden) und temperaturabhängigen (mit Temperaturänderung auftretenden) als auch auf seinen nicht-thermischen und temperaturunabhängigen Effekten wie direkten Effekten auf Zellen, Zellstrukturen oder Zellsubstanzen.
Schlussfolgerung:Außer bei einer Vielzahl anderer Indikationen für wIRA sollte die Anwendung von wIRA bei Schluckstörungen (funktioneller Dysphagie, Verschlucken) und vermehrter Speichelbildung oder Hypersekretion von Schleim als Teil der Behandlung zur Verbesserung der Lebensqualität des Patienten erwogen werden.
Hoffmann G, Water-filtered infrared-A (wIRA) overcomes swallowing disorders and hypersalivation - a case report, in: Ger Med Sci. 2017 Aug 3;15:Doc11. doi: 10.3205/000252. eCollection 2017