Motivieren und faszinieren

pr
Gesellschaft
575 Zahnärzte sind in Rheinland-Pfalz unterwegs, um Grundschulen zu betreuen: Auf dem Stundenplan steht das Fach Zahngesundheit. Wir fragten Schulzahnarzt Seyed Reza Nazemian nach seinen Erfahrungen.

zm-online: Welche Erfahrungen haben Sie beim Einsatz als Schulzahnarzt in Grundschulen gemacht - wie nehmen die Kinder Ihre Präventions-Botschaften an?

Seyed Reza Nazemian:Erfreulicherweise sind die Kinder in diesem Alter sehr gut zu motivieren. Als Schulzahnarzt muss ich natürlich versuchen, alle Erklärungen kind- und altersgerecht zu gestalten und das nicht nur in den Formulierungen, sondern auch beim Sozialverhalten, also durch einen kindgerechten Umgang.

Es geht ja in diesem Alter nicht primär darum, Faktenwissen zu vermitteln, sondern die Kinder ernst zu nehmen, sie zu motivieren oder sogar zu begeistern. So erzähle ich den Kindern von einer personalisierten Gruppe, den „Karies & Co.“, in Geschichtenform mit wechselnder Stimmlage. Das fasziniert die Kinder! Ich habe oft erlebt, dass Kinder nach einer Stunde bei meinem nächsten Schulbesuch als Zahnarzt oder sogar, wenn sie mich auf der Straße treffen, sehr stolz erzählen, wie oft sie sich die Zähne putzen. Das ist doch ein Erfolg!

Welches sind für Sie die größten Herausforderungen beim Prophylaxe-Unterricht in den ersten Klassen?

Man muss manchen Kindern eine gewisse Scheu nehmen und ihre Aufmerksamkeit – auch in einer größeren Gruppe – gewinnen. Es gibt Kinder, die etwas ängstlich sind, und andere, denen es sehr schwer fällt sich zu konzentrieren und bei der Sache zu bleiben. Diese Kinder ernenne ich gern zu meinem „persönlichen Assistenten“. Das macht sie stolz und motiviert sie ungemein.

Und beim Verweis der Schüler der zweiten bis vierten Klassen zur Untersuchung an den Hauszahnarzt?

Das ist eigentlich kein Problem. Wir verfolgen das über Arztbriefe, die wir den Kindern aushändigen und die dann unterschrieben vom Hauszahnarzt wieder an die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Rheinland-Pfalz (LAGZ)  zurückkommen. Darauf machen wir einen kleinen Wettbewerb: Die jeweilige Klasse, die als erste die Arztbriefe zurückgeschickt hat, gewinnt ein Präsent – meist eine Geldsumme für Klasse.

Wenn die Kinder früh motiviert und informiert werden und ihre Scheu oder sogar Angst vor dem Zahnarzt verloren haben und ihn vielleicht sogar als Vertrauten und Verbündeten betrachten, klappt das.

Wie nachhaltig ist das, was die Schüler im Fach Zahngesundheit gelernt haben?

Das hat sich in den letzten Jahren erkennbar verbessert. Nach meiner Erfahrung in den vergangenen 26 Jahren hat sich die nachhaltige Wirkung klar verbessert. Heute haben vielleicht zwei Kinder in manchen Klassen Karies-Befall, das war vor Jahren noch deutlich schlechter! Zugegebenermaßen gibt es allerdings auch schlechtere Quoten – besonders in Schulen, die in einem sozial schwachen Gebiet liegen.

Und was wissen die Kinder schon über Prävention, wenn sie in die Schule kommen?

Sie sprechen hier die Aufgabe der Eltern an. Die Eltern von heute sind in aller Regel viel besser informiert, klären auch ihre Kinder entsprechend auf und halten sie zur aktiven Zahnpflege an. Hinzu kommt eine Form von Aufklärung, die die Kinder über die Medien mitbekommen.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber das Gros der Kinder weiß, wie wichtig Zähneputzen ist, welche Rolle die Ernährung spielt und was Süßigkeiten anrichten können, wenn man die Zahnpflege vernachlässigt. Alles in allem macht sich das Engagement und die Arbeit der Schulzahnärzte – genauso wie die unserer LAGZ in Rheinland-Pfalz und besonders des Vorsitzenden Sanitätsrat Dr. Helmut Stein – sehr positiv bemerkbar.

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