Vortrag auf der DG Paro Jahrestagung

„Mundhygiene ist nicht alles“

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ZahnmedizinPraxis
Mundhygiene sei ein bei Zahnärzten unbeliebtes Thema, weil die Instruktion der Patienten viel Zeit koste und häufig mühsam sei. Das spricht Prof. Dr. Christof Dörfer ganz ehrlich in seinem Vortrag an. Allerdings sei die Verbesserung der häuslichen Zahnpflege ausgesprochen effektiv und schaffe neben Wohlbefinden und Förderung der Mundgesundheit eine Bindung der Patienten an die Praxis.

Zu Beginn des Vortrages stellte Dörfer unter anderem eine systematische Übersichtsarbeit vor, die zeigt, dass schlechte Mundhygiene das Risiko für Parodontitis um das Fünffache erhöhen kann. Unzureichende Mundhygiene habe einen Einfluss über den supragingivalen Bereich hinaus. So konnte in einer weiteren Studie gezeigt werden, dass die subgingivale Bakterienlast durch Zähneputzen reduziert werden konnte. "Mundhygiene hat ihren Wert", betont er. Dennoch entwickeln nicht alle Patienten die Plaque haben eine Parodontitis. Plaqueakkumulation sei ein Risikofaktor für Parodontitis, aber keine Ursache.

Mundhygiene ist hoch individuell

Dörfer betont mehrfach den Unterschied zwischen evidenzbasierten und konsensbasierten Empfehlungen. Am Beispiel eines Vergleichs von elektrischen und Handzahnbürsten aus der S3 Leitlinie "Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis" wird deutlich, dass obwohl elektrische Zahnbürsten den Handzahnbürsten gemäß der Datenlage überlegen sind, keine klare Empfehlung diesbezüglich ausgesprochen wird - Empfehlungsgrad: offen. Dies begründet Dörfer damit, dass die Fachexpertise im Rahmen der Leitlinien-Entwicklung eine wichtige Rolle spiele.

Gemäß dieser stelle die modifizierte Basstechnik nach wie vor den Goldstandard dar. Dennoch sollte der Praktiker berücksichtigen, dass die meisten Patienten diese nicht korrekt beherrschen. Deshalb müsse immer im Patientengespräch erwogen werden, welche häuslichen Maßnahmen für die Patientin oder den Patienten praktikabel sind. Mundhygiene ist hoch individuell und sollte sich deshalb immer nach den individuellen Gegebenheiten richten. Hier komme es ganz auf die Empathie des Zahnarztes an, so Dörfer.

Auf frühe Traumazeichen achten

Basierend auf den Empfehlungen der S3 Leitlinie fasst er zusammen, dass Interdentalreinigungen einen zusätzlichen Nutzen bringen, wobei neben der Zahnbürste die Interdentalraumbürste das Hilfsmittel der ersten Wahl sei. Implantate sollten bei der häuslichen Reinigung wie Zähne behandelt werden. Bei Zeichen von Traumatisierungen läge nicht grundsätzlich eine Kontraindikation zur Verwendung von Hilfsmitteln vor.

Vielmehr solle eine Nutzen-Risiko Abwägung erfolgen und die Patientin oder der Patient neu instruiert werden. Deshalb sei es wichtig, auf frühe Traumazeichen zu achten. Dazu zählen auch halbrunde Defekte im Interdentalraum, die durch die Verwendung von Zahnpasta auf Interdentalraumbürstchen zurück zu führen seien. Diese sollten deshalb nur ohne Zahnpasta verwendet werden.

Für nachhaltigen Therapieerfolg entscheidend

Dörfer resümiert, dass eine effiziente häusliche Zahnpflege zwar kein Garant für parodontale Gesundheit sei, aber dennoch die Maßnahme, die parodontale Gesundheit am wahrscheinlichsten erhalte. Diese sei bei bestehender Parodontitis unverzichtbar für den langfristigen und nachhaltigen Therapieerfolg. 

Lertpimonchai,

A.et al: „The association between oral hygiene and periodontitis: a systematic review and meta‐analysis” in International Dental Journal - Wiley Online Library on June 23, 2017.DOI: https://doi.org/10.1111/idj.12317

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