Narbenbildung durch Pflaster von innen
Die Arbeit eines Autorenteams aus München, Bremen und Berlin zeigt, dass Hautnarben aus einer vorgefertigten Matrix in der subkutanen Faszie stammen. Dazu steigen Faszienfibroblasten nach einer Verletzung auf die Hautoberfläche auf und schleppen ihre umgebende, extrazelluläre geleeartige Matrix, einschließlich eingebetteter Blutgefäße, Makrophagen und peripherer Nerven, mit.
Bisher ging man davon aus, dass Bindegewebszellen aus der Haut selbst in die Wunde einwandern, dort Verbindungen eingehen und dadurch die Wunde schließen. Das Team um Donovan Correa-Gallegos wies jedoch nach, dass in sich schließenden Wunden die große Mehrzahl der Bindegewebszellen aus tieferen Bereichen stammt.
Körper speichert "Pflaster von innen" auf Vorrat
Überraschend war, "dass wir es mit einer Art auf Vorrat gehaltener Pflaster von innen zu tun haben", erklärte Co-Autor Yuval Rinkewich gegenüber dem Berliner Tagespiegel. Denn weitere Versuche zeigten, dass nicht etwa lose Zellen in die Wunde gepumpt werden, die sich dort erst wieder komplett neu organisieren müssen. Stattdessen schieben sich – schon vor der Verletzung vorhandene – Gewebeschichten als Ganzes nach oben und ziehen dabei auch Bindegewebsfasern, Blutgefäße und sogar Nervenenden mit.
So enthält die Faszie ein spezielles vorgefertigtes Set von Fibroblasten, eingebettet in ein bewegliches Dichtungsmittel, das verschiedene Zelltypen und Matrixkomponenten, die zur Wundheilung benötigt werden, vormontiert. Die Ergebnisse legen nahe, dass chronische und übermäßige Hautwunden auf die Beweglichkeit der Faszienmatrix zurückzuführen sind.
Correa-Gallegos, D., Jiang, D., Christ, S. et al. Patch repair of deep wounds by mobilized fascia. Nature (2019) doi:10.1038/s41586-019-1794-y.