Repräsentative Umfrage der Stiftung Gesundheit

Niedergelassene befürchten Mehraufwand durch Ambulantisierung

pr
Bei der Verlagerung von stationärer Leistungen in den ambulanten Bereich im Zuge der geplanten Krankenhausreform sieht jede zweite Arztpraxis mehr Risiken als Chancen. Das ergab eine repräsentative Online-Umfrage der Stiftung Gesundheit von 760 Hausärzten, Fachärzten, Zahnärzten und Psychologischen Psychotherapeuten..

Fast 80 Prozent der Hausärztinnen und Hausärzte, rund drei Viertel der Fachärztinnen Fachärzte und mehr als die Hälfte der Psychologischen Psychotherapeutinnen und –therapeuten sowie ein Viertel der Zahnärztinnen und Zahnärzte fühlen sich davon betroffen. Und fast die Hälfte dieser Niedergelassenen sieht die zunehmende Ambulantisierung als Risiko (45,7 Prozent). Lediglich 15,9 Prozent betrachten diese Entwicklung als Chance. Für die Antwort „Beides“ entschieden sich 38,4 Prozent.

Als größtes Risiko sehen die Befragten die Mehrbelastung für die Praxen, zum Beispiel durch Patienten, die bei Komplikationen nach der Behandlung ambulante Praxen in ihrer Nähe aufsuchen, auch wenn diese den Eingriff gar nicht vorgenommen haben. Dabei sei der ambulante Sektor in vielen Bereichen schon jetzt überlastet.

Mehr als zwei Drittel befürchten außerdem Risiken für Patienten – etwa durch die kürzere Beobachtungszeit im Vergleich zu einer stationären Behandlung. 57,1 Prozent erwarten eine schlechtere Ausbildung in Krankenhäusern, da viele Standardfälle dort nicht mehr versorgt würden. Und 54,9 Prozent rechnen damit, dass die Verlagerung von Leistungen in den ambulanten Sektor zu Schließungen von Krankenhäusern führen würde.

Doch die Befragten sehen auch Vorteile: So könnten etwa Klinikaufenthalte für Patienten vermieden werden und sie hätten kürzere Wege, meinten 76,4 Prozent. 48,6 Prozent sehen eine Entlastung von Krankenhäusern, die sich so auf schwerere Fälle konzentrieren könnten und weniger Personalengpässe zu bewältigen hätten. Gut ein Drittel erhofft sich zudem Einsparungen im Gesundheitswesen. Allerdings müsse eine angemessene Vergütung der in den ambulanten Bereich verschobenen Leistungen gesichert sein, mahnten zahlreiche Befragte an.

„Man kann eine Krankenhausreform nicht ohne die Niedergelassenen denken!“

Aus Sicht von Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit, ist ein Grundübel des deutschen Gesundheitssystems weiterhin die Trennung zwischen dem stationären und ambulanten Sektor. Trotz vielfältiger Bemühungen gebe es weiterhin nur Inseln und partielle Lösungen für eine integrierte Versorgung von Patienten. Bei der geplanten Krankenhausreform gebe es zwar gute Vorschläge für eine effizientere stationäre Versorgung. Eine konsequente Umsetzung werde aber durch die kleinstaatliche Planung auf Länderebene und die korporativen Strukturen der Selbstverwaltungen massiv behindert, so Obermann.

Sein Fazit: „Man kann eine Krankenhausreform nicht ohne die Niedergelassenen denken. Sie sind diejenigen, die zuweisen, die Patienten weiter versorgen, die auch ambulante Eingriffe vornehmen können und damit in Konkurrenz zu Krankenhäusern stehen. Eine schlüssige Planung muss deshalb eine Gesamtbetrachtung vornehmen und frühzeitig die niedergelassenen Haus- und Fachärzte einbinden.“

Für die repräsentative Erhebung mithilfe eines Online-Fragebogens wurde an 10.000 niedergelassene Hausärzt:innen, Fachärzt:innen, Zahnärzt:innen und Psychologische Psychotherapeuten aus dem Strukturverzeichnis der Versorgung eine Einladung zur Befragung verschickt. Zusätzlich wurden 1.714 Ärzt:innen angeschrieben, die regelmäßig an der Befragung teilnehmen. Daraus ergab sich ein Rücklauf von 760 validen Fragebögen. Die Umfrage fand vom vom 6. bis zum 13. September statt.

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