Notaufnahme: Staffellauf statt Chaos
Die Versorgung von Unfallopfern in Deutschland hat nach Einschätzung der Fachgesellschaften in den vergangenen zehn Jahren einen Qualitätssprung gemacht. Ein seit 1993 geführtes Trauma-Register zeigt demnach, dass heute nur noch 10 Prozent aller Schwerverletzten sterben, vor 20 Jahren waren es noch 20 Prozent, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), Prof. Bertil Bouillon (Köln) beim zweiten weltweiten Traumakongress, zu dem 1.600 Unfallchirurgen aus 80 Ländern nach Frankfurt am Main gekommen waren.
Bessere Strukturen, bessere Ausstattung
Einer der Gründe für die positive Entwicklung: bessere Strukturen. Rund 600 Kliniken arbeiten in 45 regionalen Trauma-Netzwerken zusammen. "Heute hat jeder Schwerverletzte unabhängig vom Unfallort die gleiche Chance, eine gleich gute Versorgung zu bekommen", sagte Bouillon.
Zweiter Grund: die bessere Ausstattung der Kliniken mit Schockräumen und die besseren Abläufe dort. Chaos und Hektik wie sie in Fernsehserien vorkommen, entsprächen nicht mehr der Realität, sagte DGU-Generalsekretär Prof. Reinhard Hoffmann (Frankfurt/Main). "Das läuft alles sehr geordnet ab." Trainierte Teams und standardisierte Abläufe hätten sehr zur Verbesserung des "Staffellaufs" beigetragen.
Teure Spezialisten auf Vorrat
Die für die Diagnose unerlässliche Computertomografie bekomme der Patient im Durchschnitt heute rund 20 Minuten nach Einlieferung, vor zehn Jahren seien es 40 Minuten gewesen. Ein Problem seien die hohen Kosten für die "Vorratshaltung" der Spezialistenteams.
Der Weltkongress zeigte auch, wie viel schlechter die Versorgung in anderen Ländern ist. In Europa sei die Lage in Griechenland besonders schlecht, sagte Kongresspräsident Prof. Ingo Marzi (Frankfurt/Main). Nächstes Ziel der Fachgesellschaft: Das Trauma-Register soll auch die Lebensqualität von erfolgreich Behandelten messen und aus den Defiziten Lehren ziehen für die Akutversorgung.