Opioid-Alternativen wirken gut bei Schmerzen im Mund-Kiefer-Bereich
Obwohl die American Dental Association (ADA) nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zur Schmerzbehandlung empfiehlt, verschreibt die US-amerikanische Zahnärzteschaft immer noch häufig Opioide und trägt damit erheblich zum neuen und anhaltenden Opioidkonsum bei.
Eine Studie der University of Rochester in New York zeigt nun, dass es wirksame Alternativen zu Opioiden bei akuten Zahnschmerzen gibt. Ziel war, den Einsatz von Opioiden bei Zahnschmerzen durch das Aufzeigen von wirksamen Alternativen zu minimieren - insbesondere dann, wenn Ibuprofen oder Paracetamol nicht ausreichend wirksam sind oder nicht vertragen werden.
Kaum ein Patient erhielt 2013nicht steroidale Antirheumatika
Die Studie vergleicht zwei große Gruppen von Patienten, von denen die eine gleiche Anzahl von Männern und Frauen im Alter von 18 bis 93 Jahren eine Zahnextraktion in der Zahnklinik in Rochester durchführen ließ.
Von 3.357 Personen der ersten Gruppe im Jahr 2012 wurden nur sieben (0,2 Prozent) mit Ibuprofen oder Paracetamol behandelt. Bei mäßigen bis starken Schmerzen wurden den Patienten höhere Dosen von Ibuprofen oder Opioidkombinationen wie Hydrocodon, Oxycodon oder Codein verschrieben. Insgesamt 1166 ProbandInnen (34,7 Prozent) erhielten Opioidkombinationen.
Die zweite Gruppe umfasste 3.785 Personen, die sich zwischen März 2021 und Februar 2022 einer Extraktion unterzogen. Diese Gruppe erhielt jedoch keinerlei Opioide. Bei leichten Schmerzen wurde Paracetamol oder Ibuprofen verschrieben (1871 Fälle / rund 49 Prozent). Bei mittleren bis starken Schmerzen wurde auf höhere Dosen von Ibuprofen oder eine Kombination aus Ibuprofen und Paracetamol zurückgegriffen.
Den Patienten, die Ibuprofen oder Paracetamol aufgrund gesundheitlicher Probleme oder möglicher Wechselwirkungen mit bestehenden Medikamenten nicht einnehmen konnten, wurden 2022 eine Gabapentin-Kombination als nicht-opioide Alternative eingesetzt (496 / rund 13 Prozent).
Gabapentin ist eine wirkungsvolle Alternative
Die Ergebnisse bestätigen, dass Opioid-Alternativen eine gute Wirksamkeit bei Schmerzen im Mund-Kiefer-Bereich zeigen. Beurteilt wurde dies anhand der erneuten Vorstellungen der PatientInnen aufgrund postoperativer Schmerzen. Die auf Basis dieser Ereignisse ermittelte „Versagerquote“ des Analgetikums lag bei Paracetamol/Ibuprofen lediglich bei 2,2 Prozent, bei Gabapentin-Kombinationen bei 4,4 und bei Opioiden sogar bei 21,4 Prozent.
Die Forschenden betonen, dass insbesondere eine „multimodale Strategie“ bestehend aus Paracetamol/Ibuprofen und Gabapentin zu einer effektiven Analgesie führte. Sie weisen in diesem Zuge auch auf einen Cochrane-Review hin, der die Wirksamkeit von Gabapentin bei akuten Schmerzen im Mund-Kiefer-Bereich bestätigt.
„Gabapentin wird im Körper nicht verstoffwechselt und ist daher in Kombination mit anderen Analgetika wie Paracetamol oder NSAR sicher, so dass es eine mögliche Alternative zu Opioiden darstellt, insbesondere wenn Paracetamol/NSAR kontraindiziert sind.“, erörtern die WissenschaftlerInnen [Huang et al., 2022].
Steuert die Schweiz in eine Opioid-Krise?
Hooijman MF, Martinez-De la Torre A, Weiler S, Burden AM (2022). Opioid sales and opioid-related poisonings in Switzerland: A descriptive population-based time-series analysis. The Lancet Regional Health-Europe, 100437.https://www.thelancet.com/journals/lanepe/article/PIIS2666-7762(22)00131-4/fulltext _blank external-link-new-window
Huang Q, Rasubala L, Gracely RH, Khan J, Eliav E, Ren Y. Comparison of Analgesic Prescriptions for Dental Pain and Patient Pain Outcomes Before vs After an Opioid Reduction Initiative. JAMA Netw Open. 2022 Aug 1;5(8):e2227219.doi: 10.1001/jamanetworkopen.2022.27219. PMID: 35976651.