Studie aus den USA

Opioidverschreibungen durch US-Zahnärzte sinken, aber verbleiben auf hohem Niveau

nl
Zahnmedizin
Trotz eines deutlichen Rückgangs in den letzten Jahren verschrieben US-amerikanische Zahnärztinnen und Zahnärzte 2022 immer noch 4-mal häufiger Opioide als ihre britischen Kollegen 2016.

Aktuelle Studiendaten zeigen, dass US-Amerikaner weitaus seltener opioidhaltige Schmerzmittel im Rahmen zahnmedizinischer Behandlungen erhalten als noch vor ein paar Jahren. Die Daten, die von US-Forschenden der University of Michigan Medical School und der School of Dentistry erhoben wurden zeigen allerdings auch, dass der Rückgang der Opioid-Verschreibungen in den Jahren vor der Pandemie (2016 bis 2019) viel schneller verlief als in der Zeit von Juni 2020 bis Dezember 2022.

Die neue Studie basiert auf Daten des Unternehmens IQVIA, das Verschreibungen in 92 Prozent aller Apotheken in den USA erfasst. Berücksichtigt wurden Rezepte ab 2016, wobei die Daten von März bis Mai 2020 ausgeschlossen wurden, weil die routinemäßige zahnärztliche Versorgung in den USA zu Beginn der Pandemie vorübergehend eingestellt wurde.

Die Zahl der verordneten Rezepte sank von 2016 bis Ende 2022 um 45 Prozent, aber ...

Insgesamt sanken die an Patienten aller Altersgruppen ausgegebenen Opioide im Zusammenhang mit zahnärztlichen Behandlungen von 2016 bis Ende 2022 um 45 Prozent [Zhang et al., 2023]. Doch selbst bei diesem Rückgang erhielten 2022 immerhin noch 7,4 Millionen Menschen aller Altersgruppen nach Zahnarztbesuchen Opioide. Erfreulicherweise reduzierten sich die Verschreibungen von Opioiden für Jugendliche und junge Erwachsene - die besonders hohen Risiken im Zusammenhang mit Opioiden ausgesetzt sind - nach der Pandemie-Pause in der zahnärztlichen Versorgung weiterhin schnell.

Bei anderen Gruppen verlangsamte sich der Rückgang jedoch nach Juni 2020. Insgesamt, so schätzen die Forschenden, wurden zwischen Juni 2020 und Dezember 2022 insgesamt 6,1 Millionen mehr zahnärztliche Opioidverordnungen ausgestellt als dies der Fall gewesen wäre, wenn sich die Trends vor der Pandemie fortgesetzt hätten. Zur Einordnung verweisen die Wissenschaftler auf eine andere Studie, wonach US-amerikanische Zahnärzte und Kieferchirurgen Ende 2022 immer noch 4- mal so viele Opioide verordneten, wie britische Zahnärzte im Jahr 2016 [Suda et al., 2019].

Die Studienergebnisse von Zhang und seinem Team zeigen auch, dass die pandemiebedingten Veränderungen bei der Verschreibung von Opioiden durch Zahnärzte sehr unterschiedlich ausfielen. So ging beispielsweise die Verschreibung von Opioiden durch MKG-Chirurgen während der Pandemie weniger stark zurück als bei allgemeinen und Fachzahnärzten. 

Arme Patienten bekamen nach Zahnbehandlungen mehr Opioide

Bei einkommensschwachen Patienten, die durch das Medicaid-Programm abgedeckt sind, lag die Zahl der Verschreibungen von zahnärztlichen Opioiden im Zeitraum Juni 2020 bis Dezember 2022 um 57 Prozent höher als vorhergesagt, wenn sich die Trends vor der Pandemie fortgesetzt hätten. Bei privat versicherten Patienten war dieser Prozentsatz um 30 Prozent höher als vorhergesagt. Die Autoren mutmaßen, dass der verschlechterte Zugang zur zahnärztlichen Versorgung bei Medicaid-Patienten - die ohnehin schon einen schlechteren Zugang haben - die Zahl der schmerzhaften zahnärztlichen Notfälle und den Bedarf an Opioiden erhöht haben könnte. Die Menschen im Süden der USA machten 2022 fast 46 Prozent aller Personen mit zahnärztlichen Opioidverordnungen aus, mehr als in jeder anderen Region. Die Forschenden stellten jedoch fest, dass sich der Rückgang der zahnärztlichen Opioidverschreibung für Menschen im Nordosten stärker verlangsamte als in anderen Regionen.

Die Forschenden konnten weder die Ursachen benennen, die zu den einzelnen Opioidverordnungen geführt hatten, noch den genauen Grund für die Verlangsamung des Rückgangs der zahnärztlichen Verschreibungen während der Pandemie ermitteln. Sie glauben aber, dass „in Fällen, in denen zahnärztliche Eingriffe bei akuten schmerzhaften zahnärztlichen Notfällen aufgrund pandemiebedingter Einschränkungen nicht möglich waren, […] die Verschreibung von Opioiden als Überbrückung bis zur Wiederaufnahme der zahnärztlichen Versorgung zugenommen haben. Eine solche Notverschreibung könnte durch den verstärkten Einsatz der Telemedizin während der Pandemie erleichtert worden sein.“ [Zhang et al., 2023].

Zhang J, Nalliah RP, Waljee JF, Brummett CM, Chua KP. Association between the COVID-19 outbreak and opioid prescribing by U.S. dentists. PLoS One. 2023 Nov 2;18(11):e0293621. doi: 10.1371/journal.pone.0293621. PMID: 37917644; PMCID: PMC10621808.

nl

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.