Ozempic-Teeth: Effekte der Abnehmspritze auf die orale Gesundheit
Kaum ein anderes Medikament hat in letzter Zeit derart für Schlagzeilen gesorgt wie Ozempic. In den vergangenen Monaten haben zahlreiche Publikumsmedien über das Phänomen der „Ozempic-Teeth“ berichtet. Hintergrund sind Hinweise auf Nebenwirkungen des GLP-1-Rezeptoragonisten Semaglutid, die sich auf die Mund- und Zahngesundheit auswirken können.
Das Präparat Ozempic wurde ursprünglich zur Behandlung des Typ-2-Diabetes mellitus entwickelt und ist in Deutschland ausschließlich für die Mono- oder Kombinationstherapie dieser Erkrankung zugelassen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weist jedoch auf einen seit 2022 stark steigenden Verbrauch hin, der insbesondere auf die Off-Label-Anwendung zur Adipositastherapie zurückzuführen ist [BfArM, 2023]. In der Folge kommt es zunehmend zu Lieferengpässen; zudem wurden laut BfArM auch Fälschungen des Medikaments im Umlauf festgestellt.
Erosionen und gingivale Entzündungen
Die häufigsten Nebenwirkungen (mehr als 1 von 10 Behandelten) betreffen den Gastrointestinaltrakt und äußern sich in Durchfall, Übelkeit oder Erbrechen [EMA, 2025]. Eine weitere klinisch relevante Komplikation ist die mögliche Verschlechterung einer bestehenden diabetischen Retinopathie. Zunehmend finden sich nun auch Berichte über Xerostomie, Zahnerosionen und gingivale Entzündungen.
So schildert eine Fallserie drei Patientinnen, die unter einer Therapie mit Semaglutid eine ausgeprägte Hyposalivation entwickelten. Dieser Befund erscheint plausibel, da Ozempic bekanntermaßen zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust führen kann – bedingt sowohl durch gastrointestinale Nebenwirkungen wie Durchfälle als auch durch Nasopharyngitiden, die eine verstärkte Mundatmung begünstigen können [Mawardi et al., 2023]. Laut den Autoren setzte die Hyposalivation nach rund vierwöchiger Behandlung ein.
Auch der Ärzteverbund berichtet über das Phänomen der Ozempic-Teeth und erklärt, dass häufigeres Erbrechen im Rahmen der Therapie ein Risiko für die Zahnhartsubstanz darstellt. Gleichzeitig könne auch ein Nährstoffmangel, bedingt durch die reduzierte Nahrungsaufnahme negative Effekte auf die Mundgesundheit haben.
Sollte sich dieser Effekt in größerem Umfang bestätigen, wären die in Publikumsmedien geschilderten oralen Folgen – von Karieszunahme und Gingivitis über Erosionen und Hypersensibilitäten bis hin zu Wundheilungsstörungen – durchaus nachvollziehbar. Auch wenn bislang belastbare Großstudien fehlen, zeigt die wachsende mediale Aufmerksamkeit: Das Thema ist nicht nur in der Fachwelt, sondern längst auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen.
Literaturliste
Mawardi HH, Almazrooa SA, Dakhil SA, Aboalola AA, Al-Ghalib TA, Eshky RT, Niyazi AA, Mawardi MH. Semaglutide-associated hyposalivation: A report of case series. Medicine (Baltimore). 2023 Dec 29;102(52):e36730. doi: 10.1097/MD.0000000000036730. PMID: 38206684; PMCID: PMC10754586.
aerzteverbund.de/ozempic-zaehne-wenn-der-gewichtsverlust-die-mundgesundheit-gefaehrdet/ (06.06.2025, abgerufen am 04.09.2025)
www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/ozempic (Stand 16.07.2025, abgerufen am 04.09.2025)
www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Arzneimittelinformationen/Rapid-Alert-System/Arzneimittelfaelschungen/Ozempic/_artikel.html (Stand Februar 2024, abgerufen am 04.09.2025)