Präoperative orale Sanierung reduziert Pneumonien
Eine retrospektive Ein-Zentrum-Analyse aus Japan zeigt, dass Patientinnen und Patienten mit frühzeitiger strukturierter Mundpflege seltener postoperative Pneumonien entwickelten und im Mittel kürzer stationär verblieben. Die Ergebnisse belegen somit die Relevanz eines frühzeitigen, interdisziplinär verankerten präoperativen Screenings und gezielter Maßnahmen zur Eliminierung oraler Infektionsquellen.
Für die retrospektive Beobachtungsstudie wurden Daten von insgesamt 1.806 Patientinnen und Patienten analysiert, die im Zeitraum von April 2019 bis März 2023 im Ehime University Hospital in Japan operiert wurden.
Eine Gruppe (n = 257) erhielt mindestens zwei Wochen präoperativ eine strukturierte Mundpflege in Form einer umfassenden klinischen Diagnostik, PA-Status sowie Röntgenaufnahmen. Ziel war die Identifikation und Elimination von potenziellen Infektionsquellen. Alle Probanden dieser Gruppe erhielten zudem eine PZR sowie gegebenenfalls eine Ultraschall-Reinigung des herausnehmbaren Zahnersatzes.
Die zweite Gruppe (n = 1.549) erhielt entweder nur eine PZR, weil das Zeitfenster bis zum Operationstermin zu klein war, um noch umfassendere zahnärztliche Maßnahmen zu ergreifen, oder die Patientinnen und Patienten lehnten die präoperative zahnärztliche Kontrolle ab.
2,65 Tage kürzere Liegedauer
Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten mit frühzeitiger, strukturierter Mundpflege signifikant weniger postoperative Pneumonien aufwiesen als die Vergleichsgruppe. Zusätzlich hatten Personen der Mundpflege-Gruppe eine um im Mittel 2,65 Tage verkürzte stationäre Verweildauer Diese Effekte wurden über verschiedene operative Fachrichtungen hinweg beobachtet, wobei der Effekt bei Operationen im oberen Gastrointestinaltrakt am größten war.
Für die zahnmedizinische Praxis bestätigt die Studie, dass eine systematische präoperative Mundsanierung mehr ist als reine Symptomkontrolle: Durch das frühzeitige Erkennen und Eliminieren infektiöser Quellen, die Reduktion bakterieller Plaque und die Instruktion der Patientinnen und Patienten lassen sich offenbar respiratorische Komplikationen vermindern und Krankenhausaufenthalte verkürzen.
Es ist jedoch zu beachten, dass die Studie nur in einer einzigen Einrichtung erfolgte und die Patienten nicht zufällig den Gruppen zugewiesen wurden, was ein Risiko für Verzerrung der Ergebnisse birgt. Auch wurde nicht untersucht, welchen Einfluss eine frühere zahnmedizinische Intervention auf das Pneumonie-Risiko hätte.
Es erscheint dennoch klinisch sinnvoll, präoperative Screening- und Behandlungsalgorithmen grundsätzlich in den interdisziplinären Versorgungsprozess einzubinden, frühzeitig Termine für zahnärztliche Untersuchungen zu planen und standardisierte Hygienemaßnahmen in die präoperative Routine zu überführen.
Furuta K, Hirooka M, Kotegawa Y et al. Effect of planned preoperative oral care implemented at least 2 weeks before surgery on postoperative infections: A single-center retrospective observational study. PLoS One. 2025 Sep 3;20(9):e0330165. doi: 10.1371/journal.pone.0330165. PMID: 40901781; PMCID: PMC12407403.