Häusliche Mundhygiene

Problemfall Zähneputzen

br
Zahnmedizin
Die Zahnputzleistung vieler Patienten ist vielfach unzureichend, das ist aus Studien bereits bekannt. Eine aktuelle Arbeit aus Gießen zeigt, dass selbst Motivation und guter Wille keine Verbesserung bringen.

Ohne eine effiziente häusliche Mundhygiene ist eine wirksame Prophylaxe nicht möglich. Deshalb gehören die Mundhygieneinstruktionen zu den wichtigsten Maßnahmen der zahnmedizinischen Prävention. Wie wichtig dabei die Vermittlung der richtigen Putztechniken ist, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Medizinpsychologen und Zahnmedizinern der Universität Gießen. Das Forscherteam wollte wissen, warum die häusliche Mundhygiene oft viel Plaque auf den Zahnoberflächen zurücklässt.

Für die Studie wurden insgesamt 111 Universitätsstudenten rekrutiert, die in einem vorbereiteten Setting die Zähne putzen sollten und nach dem Zufallsprinzip eine von zwei Anweisungen dafür erhielten: Eine Gruppe sollte die Zähne „wie gewohnt“ putzen (AU-Anweisung), die andere erhielt die Anweisung „Putze Deine Zähne, so gut Du kannst!“ (BP-Anweisung). In Videoanalysen wurden die Putzbewegungen aufgenommen, der nach dem Zähneputzen ermittelte Marginal Plaque Index (MPI) diente als Indikator für die Reinigungsleistung. Zusätzlich wurde die von den Probanden subjektiv wahrgenommene Reinigungswirkung per Fragebogen erfasst.

Die motivierte Gruppe putzt länger, aber nicht besser!

Die Anweisung, nach besten Kräften zu putzen, führte in der BP-Gruppe zu einem erhöhten Aufwand. Ihre Putzzeit übertraf die der AU-Gruppe um fast eine Minute. Detaillierte Analysen ergaben jedoch, dass dieser Unterschied seinen Hauptgrund in einem ausgedehnten Bürsten der Außenflächen hatte. Die Innenflächen wurden auch in der BP-Gruppe nicht besser gereinigt. Die Vernachlässigung der oralen Zahnflächen ist keine neue Erkenntnis, die vorliegende Studie ist jedoch „die erste, die im Rahmen einer RCT zeigt, dass die Anweisung, nach besten Kräften zu putzen, diese Vernachlässigung nicht beeinflussen würde“, schreiben die Autoren.

Auch die Putztechnik änderte sich in der BP-Gruppe nicht – die Probanden wiederholten die gewohnten Putzbewegungen nur häufiger und es ließ sich keine Verhaltensänderung in Richtung aufwendigerer Putzbewegungen feststellen.

Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Putzleistung

Der „Fokus auf Quantität statt Qualität“ spiegelt sich auch in der Interdentalreinigung wider: Zwei Drittel der BP-Gruppe putzten interdental (hauptsächlich mit Zahnseide), verglichen mit nur einem Viertel der AU-Putzer. Die Anleitung, bestmöglich zu putzen, erhöhte zwar die Wahrscheinlichkeit, dass die Teilnehmer die Zahnzwischenräume überhaupt putzten, die Gruppenzugehörigkeit zeitigte aber keinen Unterschied bei der Gründlichkeit der Reinigung. In jeder Gruppe führten nur vier Personen die Zahnzwischenraumreinigung ordnungsgemäß durch.

Die defizitären Putztechniken in beiden Gruppen wirkten sich entsprechend auch auf die gemessenen Reinigungsleistungen aus. Die unmittelbar nach dem Zähneputzen ermittelten Gesamtplaquewerte zeigten keine signifikanten Gruppenunterschiede. Insbesondere hinsichtlich der Gingivaränder waren die Gruppenunterschiede gering. Darüber hinaus verbesserte die häufigere Verwendung von Interdentalreinigern in der BP-Gruppe nicht deren Sauberkeit in den proximalen Abschnitten der Zahnfleischränder. Stattdessen blieb in 80 Prozent dieser Abschnitte Plaque bestehen.

Viel Plaque und trotzdem ein gutes Gefühl

Wer mehr Zeit in die Mundhygiene investiert, der geht anscheinend auch instinktiv von einem besseren Ergebnis seiner Bemühungen aus. Das zeigte sich bei der Auswertung der Fragebögen zur subjektiven Wahrnehmung der Reinigungsleistungen. Beide Gruppen überschätzten ihre tatsächliche „Mundsauberkeit“ um etwa das Doppelte.

Weik, U., Shankar-Subramanian, S., Sämann, T. et al. “You should brush your teeth better”: a randomized controlled trial comparing best-possible versus as-usual toothbrushing. BMC Oral Health 23, 456 (2023). https://doi.org/10.1186/s12903-023-03127-3

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