Prophylaxe bei Implantaten
Experten aus den Fachgebieten Implantologie, Parodontologie und Prophylaxe stritten auf der IDS - natürlich konstruktiv. Christian Berger, Präsident des Bundesverbands der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa (BDIZ EDI), konstatierte, dass Implantatträger von Anfang an im Bereich der Prophylaxe durch professionelle Helfer in den Zahnarztpraxen unterstützt werden sollten.
Auf die Frage, ob bei Implantaten sondiert werden dürfe, erklärte Berger: "Vorsichtiges Sondieren ist die richtige Therapie." Im Übrigen gebe es in der Zahnmedizin im Vergleich zur Medizin überdurchschnittliche Erfolgsquoten. Dieser Erfolg sei dem guten Teamwork geschuldet. Die Industrie und die gut ausgebildeten Praxismitarbeiter leisteten hier einen großen Beitrag. Gut infomierte Patienten könnten die Erfolge in der Implantologie aber noch verstärken.
"Implantatpatienten sind Risikopatienten"
Prof. Dr. Johannes Einwag, Direktor des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ) erklärte: "Implantatpatienten sind Risikopatienten. Implante müssen stärker kontrolliert werden, als Zähne." Hintergrund sei die Tatsache, dass aufgrund des fehlendes Nervs, Zahnschmerzen als natürliche Antwort auf bestehende Probleme ausblieben. Schwierigkeiten würden so schlechter, beziehungsweise erst spät erkannt.
Zudem ließen sich Implantate aufgrund der spezifischen Oberflächen leichter mit Bakterien besetzen, als Zähne. Einwag: "Die Prophylaxe muss frühzeitig einsetzen und die Implantatreinigung muss umfangreicher sein, als die professionelle Zahnreinigung. Um die Informationskultur für Implantatträger zu verbessern wurde eine Multicenterstudie mit 30 Zahnarztpraxen gestartet.
Auf die Gründlichkeit kommt es an
Entscheidend sei laut Einwag, dass die Patienten im gründlichen Putzen trainiert werden, um den Biofilm richtig zu entfernen. Pauschale Zeitangaben seien dagegen nicht zwingend richtig, da jeder Patient einen individuellen Zahnstatus vorweise.
Sylvia Fresmann, 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygienikerinnen DGDH e.V., erklärte: " "Mehr Aufklärung im Bereich der Implantatprophylaxe ist unbedingt von Nöten. Viele Patienten sind noch unsicher, wie Implantate genau zu reinigen sind." Fresmann erlebe Patienten, die bei der PZR darum bitten, dass das Implantat von der Reinigung ausgespart wird. Die Frage sei auch, welche Hilfsmittel für ein mehr oder weniger verbautes Gebiss konkret notwendig seien.
Und schließlich plädierte Jan-Philipp Schmidt, Geschäftsführer des Aktionsbündnisses gesundes Implantat, für eine flächendeckende Einführung des Implantatpasses für Sicherheit und Pflege. Schmidt: "Die große Nachfrage nach unseren Informationsmaterialien zeigt uns, dass wir hier eine wichtige Lücke schließen."
Das "Aktionsbündnis gegen Periimplantitits" gründete sich 2011 als Initiative von Unternehmen, Wissenschaftlern, Verbänden und führenden Fachverlagen, um die Prophylaxe bei Implantatpatienten zu fördern. Das Bündnis zitiert Lindhe und Mehle (2008), wonach 50 Prozent aller Implantate von Entzündungen bedroht sind.
Mit Aufklärungsmaterialien, Positionspapieren sowie der Unterstützung der ersten Multizenterstudie zur Prophylaxe periimplantärer Erkrankungen setzt sich das Bündnis für die Prävention von periimplantären Erkrankungen durch Prophylaxe ein. 2013 nannte sich die Initiative in "Aktionsbündnis gesundes Implantat" um. Zum Aktionsbündnis