Querschnittsfach Implantologie

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Zahnmedizin
Mit über 1.800 Teilnehmern aus der ganzen Welt, 82 Referenten und fast 100 Vorträgen in sechs Foren, endete der diesjährige Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) in Frankfurt.

Diskutiert wurden insbesondere die Schnittstellen zwischen der implantologischen Zahnheilkunde und anderen medizinischen Disziplinen. Alle beteiligten Fachbereiche waren sich einig: Es geht nur mit dem gemeinsamen Blick in die Zukunft - und unter Einbeziehung der "next Generation" der DGI, einem Projekt für Nachwuchsmitglieder der Gesellschaft.

"Wir nehmen das Motto unseres Kongresses ganz wörtlich", sagte DGI-Präsident Prof. Frank Schwarz am Rande der Pressekonferenz in Frankfurt. So wurde das innovative und komplexe "Querschnittsfach", wie er es bezeichnete, nicht nur aus dem Blickwinkel der Zahnmedizin beleuchtet, sondern Vertreter anderer medizinischer Disziplinen legten ihre Sicht auf die Implantologie dar.

Jede Menge Berührungspunkte

Deutlich wurde, dass die Implantologie nicht nur in vielen zahnmedizinischen Bereichen eine große Rolle spielt, ja sogar zur Basistherapie zählt, wie sich Schwarz ausdrückte, sondern darüber hinaus zahllose Berührungspunkte zu anderen medizinischen Fächern hat. Hierzu gehört nicht nur die Innere Medizin, die Unfallchirurgie und die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, sondern auch die Dermatologie und die Rheumatologie. 

Osteoporose genau erkennen

Einen  Schwerpunkt bildeten das Thema Knochenqualität und die Erkrankung Osteoporose. So berichtete Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, Kassel, dass heute 50 Prozent der über 70-Jährigen unter einer Osteoporose oder einer Osteopenie leiden. Das sollte jeder Zahnarzt im Hinterkopf haben, sagte der Kieferchirurg. "Wenn er oder sie gebückt geht, eventuell am Stock oder gar immobil im Rollstuhl sitzt, dann können Sie davon ausgehen, dass die Muskelkraft fehlt, um dem Knochen sein Widerlager zu geben. Hier ist Obacht geboten." Aber auch Patienten, deren Arme sehr lang sind - der Rücken verkürzt aufgrund von Sinterbrüchen im Wirbelkörper - lassen deutlich osteoporotische Veränderungen erkennen. Auch gelten eine früh einsetzende Menopause oder eine längere Kortisontherapie als Risikofaktoren einer Osteoporose. Hier ist eine umfangreiche Anamnese zielführend.

Die Frage, ob ein Osteoporose-Patient ein zahnärztliches Implantat erhalten kann, beantwortete er in seinem Vortrag deutlich: "Sie können sicher sein, dass, wenn die Wirbelsäule erkrankt ist, auch der Kieferknochen befallen ist. Das hat aber keinen besonderen Einfluss auf die Insertion eines Implantats."

Nur eins sei zu beachten: nicht in eine Kieferatrophie implantieren. "Sie muss erst aufgebaut werden. Keine Sofortbelastung, also zweizeitig implantieren. Sollte Verdacht auf einen Vitamin-D-Mangel bestehen: Titer bestimmen lassen." Aber "Cave beim Typ-IV-Knochen: Hier ist das Risiko eines Implantatverlusts deutlich erhöht."

Implantieren bei Bisphosphonattherapie?

Da Osteoporose-Patienten nicht selten mit Bisphosphonaten therapiert werden, ist ebenso bei der Insertion Vorsicht geboten. Hier kann unter Einhaltung streng antiinfektiöser Kautelen implantiert werden, so die Aussage von Prof. Dr. Knut Grötz, Wiesbaden. "Zwar ist das Verlustrisiko erhöht, aber die Therapie stellt nicht in allen Fällen eine Kontraindikation für eine geplante Implantation dar." Wenn möglich, dann sollte aber doch die prothetische Alternative bevorzugt werden, waren sich die Referenten in der abschließenden Diskussion einig.

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