Studie des britischen National Health Service

Rassismus im britischen NHS ist kein Einzelfall

pr
Gesellschaft
Schwarze und Menschen ethnischer Minderheiten werden in Großbritannien schlechter versorgt: Sie leiden unter dem Rassismus im Gesundheitssystem. Das belegt eine neue Studie des britischen National Health Service (NHS).

Ethnische Ungleichheiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung und der Inanspruchnahme von Leistungen sind im britischen Gesundheitswesen ein strukturelles Problem. Das legt eine umfangreiche Studie des unabhängigen Expertengremiums „ Race and Health Observatory “ des nationalen Gesundheitsdienstes NHS (National Health Service) dar, das aus Wissenschaftlern der Universitäten von Manchester, Sheffield und Sussex besteht.

struktureller, institutioneller und zwischenmenschlicher Rassismus

178 Studien aus den Jahren 2011 bis 2021 zu ethnischen Ungleichheiten. Darüber hinaus wurde eine Umfrage unter Wissenschaftlern und Klinikern durchgeführt. Außerdem fanden Diskussionsgruppen mit Personen statt, die mit ethnischen Minderheiten arbeiten. Dazu beleuchteten sie verschiedene Bereiche der Gesundheitsversorgung:

  • Beispiel psychische Gesundheit: Viele ethnische Minderheiten zeigen bei der Hilfesuche Misstrauen gegenüber der angebotenen Versorgung und befürchten, im Gesundheitswesen stigmatisiert zu werden.

  • Beispiel Schwangerschaft und Geburt: Häufig bestehen Kommunikationsprobleme, mangelnde Englischkenntnisse, mangelndes Zuhören und Versäumnisse, um kulturelle Unterschiede zu überbrücken. Auch Daten etwa zu v orgeburtlichen Terminen, Kaiserschnitt, oder Entbindung sind oft lückenhaft.

  • Beispiel digitaler Zugang zur Versorgung: Hier finden sich Misstrauen gegenüber der Verwendung von Apps, Probleme älterer Menschen wegen mangelnder digitaler Kompetenz oder weil digitale Anwendungen nur auf Englisch zur Verfügung stehen.

  • Beispiel Mitarbeitende des NHS: Im Vergleich zu ihren weißen Kolleginnen und Kollegen besteht für Mitarbeitende mit ethnischem Hintergrund ein Mangel an Gleichberechtigung. Sie werden der Studie zufolge etwa seltener für Stellen in die engere Wahl gezogen. Berichtet wird außerdem über rassistische Belästigung durch Patienten und über Unterschiede in der Bezahlung.

Die Wissenschaftler empfehlen fünf Handlungsfelder, um die Ungleichheiten abzubauen: 1. Richtlinien zu implementieren, um ethnische Daten besser zu berücksichtigen. 2. Die NHS-Statistik im Hinblick auf die Belange ethnischer Gruppen zu verbessern. 3. In Dolmetscherdienste investieren. 4. Dienste aufzubauen, um das Vertrauen von ethnischen Minderheiten zu stärken. 5. Forschung im Bereich ethnischer Ungleichheiten auszubauen.

Dharmi Kapadia, Jingwen Zhang, Sarah Salway, James Nazroo, Andrew Booth, Nazmy Villarroel-Williams, Laia Bécares und Aneez Esmail, Ethnic Inequalities in Healthcare: A Rapid Evidence Review, Februar 2022, BMJ2022 ; 376doi:https://doi.org/10.1136/bmj.o424(veröffentlicht am 17 Februar 2022)

Autoren fordern radikale Schritte

Mit Bezug auf die Studie des NHS hat das Autorenteam um Mohammad Razai, George’s University of London, im British Medical Journal (BMJ) radikale Schritte gefordert. Die Vielzahl der dort dargestellten krassen und weit verbreiteten Ungleichheiten komme nicht überraschend. Ein starker politischer Wille sei erforderlich, um hier einen Wandel in Gang zu setzen. „Untätigkeit kostet Leben und führt zu einer Verschärfung systematischer sozioökonomischer und gesundheitlicher Ungleichheiten,“ so die Wissenschaftler.

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