Medizin

Reden gegen Resistenzen

nh/pm
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Damit Antibiotika nicht unnötig verschrieben werden, setzt ein neues Modellprojekt auf die Arzt-Patienten-Kommunikation. Ärzte, die sich dahingehend schulen lassen, erhalten 200 Euro.

Unter dem Motto "Antibiotika bewusst anwenden - Resistenzen vermeiden" soll das vom Verband der Ersatzkassen (vdek) und der  Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) getragene Programm "Resist" dazu beitragen, dass Antibiotika nicht unnötig verschrieben werden. Es wird mit 14 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds gefördert.

30 Prozent der Verordnungen sind unnötig

"Unser Ziel ist es, Ärzte und Patienten zu einem sensibleren Umgang mit Antibiotika zu bewegen und dadurch die Qualität der Versorgung zu verbessern", erklärte die vdek-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner. Auch wenn Deutschland mit 38 bis 40 Millionen Antibiotikaverordnungen pro Jahr im europäischen Vergleich im unteren Drittel liege, sei das immer noch zu viel. Laut einem Report der Krankenkasse DAK-Gesundheit aus dem Jahr 2014 seien zudem schätzungsweise 30 Prozent aller Antibiotikaverordnungen unnötig. Dies gilt laut vdek und KBV vor allem für Atemwegserkrankungen, die zu 90 Prozent von Viren ausgelöst werden.

Bessere Aufklärung durch Online-Schulung

Das Projekt setzt auf das Prinzip Kommunikation statt nicht indizierter Medikation: So können sich Patienten mit Verdacht auf einen Atemwegsinfekt von einem Arzt speziell beraten lassen. Seit Anfang Juli bieten die KVen in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein, Saarland und Westfalen-Lippe Hausärzten, Kinderärzten und Internisten die Teilnahme an dem Projekt an. Voraussetzung ist eine Online-Schulung - die Mediziner erhalten dafür 200 Euro. Zudem können sie ein Honorar von 450 Euro pro Quartal generieren. Dazu müssen sie mindestens 20 Patienten pro Quartal bei Erkrankungen der oberen Atemwege im Rahmen des Projektes versorgen. Die Beratung in Anspruch nehmen können Ersatzkassen-Versicherte von Barmer, TK, DAK-Gesundheit, KKH, HKK und HEK.

Antibiotika-Einsatz in der Zahnarztpraxis

Antibiotika zählen in der zahnärztlichen beziehungsweise kieferchirurgischen Praxis zu den häufig verordneten Arzneimitteln. Nicht ausreichend bekannt ist, dass fast alle verfügbaren Präparate grundsätzlich auch Funktionsstörungen des peripheren oder des zentralen Nervensystems verursachen können. Einen Überblick über die unerwünschten neurotoxischen Wirkungen liefert Ihnen der Artikel "Antibiotika in der Zahnmedizin", zm 11/2016.

Hier geht's zum Artikel "Ethische Probleme aus Antibiotikaresistenzen"

Das Projekt ist zum 1. Juli angelaufen - bislang schlossen 600 Ärzte das Online-Schulungsprogramm ab, bis zum Herbst sollen es laut vdek und KBV rund 3.000 sein. Das Programm endet am 30. September 2019 - im Anschluss daran wird entschieden, ob es in die Regelversorgung übernommen wird.

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