Rekonstruktion: Super-Spreader-Ereignis in einem chinesischem Reisebus
Bei einer Busreise von 126 buddhistische Laienpriestern zu einem Gottesdienst Mitte Januar in der chinesischen Stadt Ningbo, 900 Kilometer entfernt von Wuhan, steckte ein sogenannter Super-Spreader nachweislich mehr als ein Drittel der Fahrgäste mit SARS-CoV-2 an. Entscheidend sei dabei die Übertragung der Aerosole in der klimatisierten Luft gewesen, bilanzieren Wissenschaftler. Denn die Veranstaltung fand unter freiem Himmel statt und im zweiten Reisebus der Pilger gab es keine Infektion.
Die Gesundheitsbehörde der Provinz rekonstruierte nun den Infektionsfall. Die Daten wurden von Forschern des Zhejiang Provincial Center for Disease Control and Prevention ausgewertet.
Insgesamt infizierten sich 23 der 68 Busgäste
Der Index-Patient hatte zuvor Kontakt mit Personen aus Wuhan gehabt und seine Ansteckung mit auf die Reise genommen. Bereits am Folgeabend nach der Rückkehr zeigte ein erster Fahrgast Symptome (Husten, Frösteln und Myalgie). Drei Tage später war auch dessen Familie erkrankt. Die Busreisen hatten jeweils 50 Minuten und die religiöse Veranstaltung 150 Minuten gedauert. Insgesamt wurden 23 der 68 Fahrgäste aus dem einen Bus infiziert. Unter den übrigen 167 Besuchern, die aus anderen Regionen angereist waren, und unter den fünf Mönchen gab es sieben Infektionen. Die meisten davon erinnerten sich an die Nähe zum Index-Patient.
Kein eindeutiges Cluster um den Super-Spreader
Der Fall zeigt, dass sich Ansteckungen in geschlossenen Räumen und wahrscheinlich unter dem Einfluss der zirkulierenden Luft aus der Klimaanlage ergeben. Der Index-Patient saß in der 8. von 15 Reihen zwischen zwei anderen Passagieren. Aber es steckten sich eben nicht zwangsläufig die Nachbarn an, sondern es gab Infektionen bis in die letzte Reihe. Umgekehrt wurde nur einer der beiden Sitznachbarn infiziert. Weiterhin fanden an Plätzen an geöffneten Fenstern kaum Infektionen statt.
Für die Analyse wurden Daten zu Demografie, Reisegeschichte sowie den sozialen und familiären Aktivitäten mittels eines Standardfragebogens und zusätzlicher telefonischer oder persönlicher Interviews im Rahmen einer epidemiologischen Untersuchung erhoben.
Shen Y, Li C, Dong H, et al. Community Outbreak Investigation of SARS-CoV-2 Transmission Among Bus Riders in Eastern China. JAMA Intern Med. Published online September 01, 2020.doi:10.1001/jamainternmed.2020.5225