S1-Leitlinie zur nationalen Teststrategie für Mitarbeitende im Gesundheitswesen veröffentlicht
Die wichtigste Forderung lautet: „Kein Gießkannenprinzip, sondern gezielt nach Relevanz testen“, erklärt Prof. Uwe Janssens, Erstautor der Leitlinie, Präsident der DIVI. „Alles andere kostet Zeit, Geld und wertvolle Ressourcen!“
Die Zahl der COVID-19-Fälle unter den Tätigen in Einrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ist sehr hoch, informiert die DIVI mit Blick auf Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI). Danach liegt der Anteil bei 10,3 Prozent. Rund 26.000 Mitarbeitende im Gesundheitswesen hätten sich in Deutschland bereits mit COVID-19 infiziert, etwa 1.100 hiervon mussten im Krankenhaus behandelt werden, 63 verstarben, heißt es. Darum sei die Zeit reif, die nationale Teststrategie des RKIs zu spezifizieren und über Priorisierungen nachzudenken, erklärt Prof. Janssens.
Leitlinie nennt vier Relevanz-Kriterien für Tests
Die vier Kriterien sind:
Grad des Infektionsrisikos (Arbeit in Bereichen mit einem höheren Infektionsrisiko, z.B. Intensivstation oder Notaufnahmen)
Art der Risikotätigkeit (z.B. Durchführung von Prozeduren mit Aerosolbildung)
Signalwert des lokalen SARS-CoV-2 Wertes (mehr als 50/100.000 Infektionen in den letzten 7 Tagen)
Lokales Ausbruchsgeschehen (Hot-Spot-Gebiet oder relevante Anzahl von betreuten COVID-19-Patienten auf Stationen oder in Einrichtungen bzw. Praxen)
Aktuell liegen die wöchentlichen Testkapazitäten der Labore für Corona-Tests (RT-PCR) nach Angaben von DIVI bei etwa 1,4 Millionen Untersuchungen. "Wir beschäftigen aber in Deutschland alleine etwa fünf Millionen Mitarbeiter im Gesundheitswesen“, sagt Janssens. Die vom RKI empfohlene, regelmäßige Testung alle 14 Tage für Mitarbeitende im Gesundheitswesen auch ohne Symptome unter Berücksichtigung der epidemiologischen Lage funktioniere also nicht.
Autoren fordern Evaluation der Nutzen-Schaden-Bilanz der eingesetzten Teststrategien
Die 17 Fachgesellschaften sprechen sich zudem einstimmig für die begleitende wissenschaftliche Evaluation der Nutzen-Schaden-Bilanz der eingesetzten Teststrategien unter den spezifischen Bedingungen des deutschen Gesundheitssystems aus. „Das betrifft insbesondere die Grenzwerte als Auslöser für Testungen. Gerade bei einer niedrigen Prävalenz von SARS-CoV-2 in einer Region ist die Gefahr falsch-positiver Testungen bei Reihentestungen besonders hoch“, sagt Janssens.
Die hierdurch wieder neu gewonnenen Erkenntnisse könnten wiederum eine rasche Änderung der vorgelegten Leitlinie mit ihren Empfehlungen bedingen, ist DIVI überzeugt. Die Autoren wollen in den nächsten Wochen und Monaten zudem regelmäßig neu veröffentlichte Studien diskutieren und deren Ergebnisse in die S1-Leitlinie zur nationalen Teststrategie für Mitarbeitende im Gesundheitswesen einfließen lassen.
Die S1-Leitlinie „SARS-CoV-2 Infektion bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen – Bedeutung der RT-PCR Testung“ kann auf der Website der AWMF kostenlos heruntergeladen werden.