Studie

Sauger senkt Risiko für offenen Biss

sf/pm
Nachrichten
Laut einer aktuell im Fachmagazin „Journal of Clinical Pediatric Dentistry“ veröffentlichten Studie kann ein neu entwickeltes Saugermodell offenbar das Risiko für einen frontal offenen Biss drastisch reduzieren.

Grundsätzlich sorgen Sauger nicht nur als Brustersatz für mehr Wohlgefühl beim Kind, sondern können auch vor dem plötzlichen Kindstod schützen, fanden US-amerikanische Forscher bereits vor mehreren Jahren heraus. Allerdings können durch das Saugen bekanntlich diverse Zahnfehlstellungen durch die mechanische Dauerbelastung gefördert werden. Eine von ihnen ist der sogenannte frontal offene Biss. Dabei werden die Kieferknochen durch regelmäßigen Druck so verformt, dass die Schneidezähne nicht mehr aufeinandertreffen (Malokklusion). In der Folge können Betroffene zum Teil unter Lispeln und anderen Sprechstörungen leiden.

Die Saugerform bestimmt das Risiko der Zahnfehlstellung

Eine vergleichende Kohorten-Studie von Prof. Dr. Stefan Zimmer, Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin der Universität Witten/Herdecke und Vorsitzender der Aktion Zahnfreundlich e.V., hat jetzt gezeigt, dass das Risiko einer Zahnfehlstellung durch den Gebrauch von Schnullern von der Form des Saugers abhängt.

Die Studie nennt außerdem einen konkreten vorbeugenden Ansatz. Denn die Idee, mit einem speziellen Design des Saugbereichs am Schnuller, kieferorthopädische Spätfolgen zu minimieren, haben Prof. Zimmer und Mitarbeiter in einer Langzeit-Studie überprüft. Die Ergebnisse veröffentlichten die Autoren im Journal of Clinical Pediatric Dentistry.

Die Studie: 121 Kinder nutzen drei verschiedene Sauger

Bei der Untersuchung wurden die Daten von 121 Kindern ausgewertet, die in drei Gruppen aufgeteilt worden waren. Während 45 Kinder die speziell geformten Beruhigungssauger Dentistar (Novatex) benutzten, bekamen 42 Kinder in der Vergleichsgruppe einen konventionellen Schnuller des Unternehmens Mapa (NUK). In der dritten Gruppe mit 34 Probanden wurde auf Sauger komplett verzichtet.

Nach 27 Monaten konnten die Zahnmediziner einer Meldung der Aktion Zahnfreundlich e.V. zufolge beachtliche Unterschiede zwischen den Gruppen feststellen. Die Hälfte der Kinder mit herkömmlichen Schnullern zeigte einen frontal offenen Biss (50 Prozent), während unter den Dentistar-Nutzern weniger als sieben Prozent die Zahnfehlstellung aufwiesen (6,7 Prozent). Der Unterschied zwischen den Gruppen war demnach statistisch signifikant.

Kein Sauger = 0 Prozent Risiko für einen offenen Biss

In der Referenzgruppe ohne Schnuller-Gebrauch wurde bei keinem Kind ein offener Biss diagnostiziert. Ganz unabhängig von der Art des Beruhigungssaugers fanden die Wissenschaftler einen weiteren Risikofaktor: „Je mehr Zeit am Tag das Kind den Schnuller im Mund hat, desto größer scheint die Gefahr eines offenen Bisses zu werden“, betont Prof. Zimmer.

Im Schnitt beschäftigten sich die jungen Probanden etwa zwei bis drei Stunden täglich mit ihrem Nuckel. Kinder mit offenem Biss behielten jedoch rund vier Stunden den Sauger im Mund, unauffällige Probanden lagen bei durchschnittlich nur 1,3 Stunden täglich.

Optimale Passform zwischen Ober- und Unterkieferzähnen

Was macht den Sauger in der Versuchsgruppe aus? Seine besondere Gestaltung scheint einer problematischen Veränderung des jungen Kiefers und des Gaumens vorzubeugen. Das Saugteil sei - der Meldung zufolge - im Vergleich zum konventionellen Schnuller schmaler und spitz zulaufend. Auch der Verbindungsschaft ist dünner und stufenartig gestaltet, so dass eine optimale Passform zwischen Ober- und Unterkieferzähnen erreicht wurde. Gegenüber älteren Modellen erzielt der Sauger daher eine Risikoreduktion von 86,6 Prozent für einen frontal offenen Biss.

Prof. Zimmer: „In der Untersuchung der gut zwei Jahre alten Kindern hat sich bestätigt, was wir in der Zwischenuntersuchung nach 16 Monaten gefunden hatten. Im Vergleich zu einem konventionellen kann der neue Schnuller kieferorthopädischen Problemen vorbeugen. Trotzdem sollte das Kind möglichst frühzeitig, am besten nach zwei Jahren, auf den Schnuller verzichten lernen, um spätere Schäden zu vermeiden.“

Studie: Stefan Zimmer, Hanna Zuralski, Mozhgan Bizhang, Thomas Ostermann, and Claudia R Barthel (2016) Anterior Open Bite In 27 Months Old Children after Use of a Novel Pacifier – A Cohort Study. Journal of Clinical Pediatric Dentistry: 2016, Vol. 40, No. 4, pp. 328-333. doi: dx.doi.org/10.17796/1053-4628-40.4.328

Die Aktion Zahnfreundlich e. V. ist ein gemeinnützig arbeitender Verein. Zu ihm gehören rund 700 Mitglieder (Wissenschaftler, Zahnärzte, Ärzte, Erzieher, Ernährungsberater, Prophylaxefachkräfte, Vertreter der Krankenkassen, Privatpersonen), Hersteller zahnfreundlicher Produkte, Partner-Unternehmen aus dem Zahn- und Mundpflegebereich und Fördermitglieder. Gemeinsames Ziel und satzungsgemäßer Zweck des 1985 gegründeten Vereins sind: Aufklärung der Öffentlichkeit über die Zusammenhänge zwischen Zahngesundheit und Ernährung, Verbesserung der Mundgesundheit und Förderung zahnfreundlicher Ernährungsgewohnheiten. Vorsitzender ist Univ.-Prof. Dr. med. dent. Stefan Zimmer, Leiter des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und Prodekan der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke, Alfred-Herrhausen-Str. 50, D-58448 Witten.

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