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Studie aus den USA belegt Assoziation

Schädel-Hirn-Trauma könnte Risiko für maligne Hirntumoren erhöhen

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Medizin
Langzeitfolgen nach Schädel-Hirn-Trauma: Eine neue US-Studie zeigt, dass moderate bis schwere Kopfverletzungen mit einem erhöhten Risiko für bösartige Hirntumoren einhergehen können.

Eine aktuelle retrospektive Kohortenstudie aus den USA legt nahe, dass Erwachsene mit einem früheren moderaten bis hochgradigen Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines malignen Hirntumors haben. Die Untersuchung basiert auf Daten von über 150.000 Patientinnen und Patienten, die in einem Zeitraum von 24 Jahren gesammelt wurden.

Die Forschenden am Mass General Brigham in Massachusetts untersuchten zwischen 2000 und 2024, wie häufig Personen nach einem SHT eine einen malignen Hirntumor entwickelten. Personen mit bekannten Risikofaktoren wie vorausgegangener Strahlentherapie oder Tumorerkrankungen wurden dabei nicht in die Auswertung einbezogen.

Die Studie verglich zwei Gruppen: Eine mit Personen, die in der Vergangenheit ein mildes, moderates oder schweres SHT erlitten hatten, und eine gleich große, nach Alter und Geschlecht gematchte Kontrollgruppe ohne bekannte Kopfverletzungen.

Die Patienten haben ein höheres Risiko für bösartige Hirntumore

Die Nachbeobachtung ergab, dass besonders bei Personen mit moderatem oder schwerem SHT häufiger bösartige Hirntumoren auftraten. Während in der Kontrollgruppe und bei leichten SHT-Fällen der Anteil bei 0,4 Prozent lag, entwickelten 0,6 Prozent mit schwereren Verletzungen innerhalb von drei bis fünf Jahren einen malignen Hirntumor.

Der genaue Mechanismus ist nicht bekannt, die Forschenden stellen aber folgende Hypothese auf: „Eine traumatische Hirnverletzung löst Stoffwechselstörungen aus, beispielsweise im Glukosestoffwechsel, was zu einer erhöhten Bildung freier Radikale führen kann. Außerdem verursacht eine traumatische Hirnverletzung akute und chronische neuroinflammatorische Reaktionen, und eine wachsende Zahl an Forschungsarbeiten verbindet entzündliche Mediatoren mit Zellproliferation, Zellmigration und Angiogenese. Schließlich führt ein traumatische Hirnverletzung zu einer heterogenen Astrozytenreaktion, einschließlich Astrozytenhypertrophie und erhöhter Zellteilungsfähigkeit.“

Aus der Assoziation lässt sich keine Kausalität ableiten

Die Forschenden betonen, dass es sich bei den Ergebnissen um eine Beobachtung handelt, aus der sich kein direkter ursächlicher Zusammenhang ableiten lässt. Weitere biologische Studien seien notwendig, um die Mechanismen zu verstehen, durch die Kopfverletzungen langfristig zur Entstehung von Hirntumoren beitragen könnten.

Ebenso wenig konnte unterschieden werden, um welchen histologischen Tumortyp es bei den einzelnen Fällen handelte. Darüber hinaus wurde die Strahlenexpositionen, der Patienten durch bildgebende Verfahren ausgesetzt waren, nicht berücksichtigt. Zukünftige Studien sollten daher klären, ob es Zusammenhänge mit wiederholten Traumen gibt, denn auch diese wurden in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt.

Frühere Arbeiten desselben Forscherteams hatten bereits Zusammenhänge zwischen Schädel-Hirn-Traumata und psychischen oder neurologischen Folgeerkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder kardiovaskulären Beschwerden identifiziert. Diese neue Studie erweitert das Spektrum möglicher Langzeitfolgen nun um onkologische Fragestellungen.

An der Auswertung beteiligten sich auch Forschende der Northwestern University in Illinois, der University of California San Francisco in Kalifornien, der University of Texas Health Science Center und der University of Missouri. Frühere Untersuchungen an US-Veteranen hatten bereits Hinweise auf ein erhöhtes Hirntumorrisiko nach traumatischen Kopfverletzungen ergeben. Studien an zivilen Bevölkerungsgruppen lieferten bislang dagegen uneinheitliche Befunde.

„Zwar besteht ein erhöhtes Tumorrisiko aufgrund von traumatischen Hirnverletzungen, doch das Gesamtrisiko bleibt gering. Dennoch ist ein Hirntumor eine verheerende Erkrankung, die oft erst in späteren Stadien entdeckt wird“, berichtet Sandro Marini, Hauptautor der Studie.

„Zusammen mit unseren früheren Erkenntnissen, die traumatische Hirnverletzung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung bringen, unterstreicht diese Studie die Bedeutung einer langfristigen Überwachung für alle Menschen mit einer traumatischen Hirnverletzungs-Vorgeschichte,“ ergänzt Co-Seniorautor Saef Izzy.

Marini S, Alwakeal AR, Mills H et al. Traumatic Brain Injury and Risk of Malignant Brain Tumors in Civilian Populations. JAMA Netw Open. 2025 Aug 1;8(8):e2528850. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2025.28850. PMID: 40853655; PMCID: PMC12379090.

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