Stiftung Kindergesundheit

Scharlach: Krankheitsbild, Folgen und Behandlung

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Zahnmedizin
Die Stiftung Kindergesundheit berichtet über die Zunahme von Streptokokken-Erkrankungen – mehr über das Krankheitsbild, die Folgen und die richtige Behandlung.

Noch vor 150 Jahren starben jedes Jahr Tausende von Kindern an der ansteckenden Kinderkrankheit Scharlach. Heute lässt sie sich mit Antibiotika gut behandeln. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich die von Streptokokken-Bakterien ausgelöste Infektion mehr und mehr zu einer „seltenen Erkrankung“. Doch nun scheint die Situation erneut umzuschlagen, berichtet die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme: Kinderärztinnen und -ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker beobachten eine deutliche Zunahme von Streptokokken-Erkrankungen unter ihren Patientinnen und Kunden. Ein weiteres Problem: Viele Antibiotika und Fiebersäfte für Kinder, die zur Behandlung dieser Krankheiten benötigt werden, sind zurzeit nur eingeschränkt oder überhaupt nicht erhältlich.

Der typische Verlauf einer Scharlach-Infektion

Scharlach ist eine Sonderform der Streptokokken-A-Infektion, die durch spezielle Streptokokken-Typen hervorgerufen wird. Sie sind in der Lage, ein besonderes Scharlachgift zu produzieren, das den typischen Scharlachausschlag auslöst. Im Grunde ist Scharlach also eine Streptokokken-Angina mit Ausschlag. Zwei bis sieben Tage nach der Ansteckung steigt plötzlich die Temperatur stark an. Das Kind klagt über Schüttelfrost, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Oft muss es auch erbrechen. Ein bis zwei Tage später beginnt dann der typische Ausschlag in den Achselhöhlen und an der Innenseite der Oberschenkel und breitet sich dann auf den ganzen Körper aus.

Erst Belag, dann Himbeerzunge

Der Scharlachausschlag besteht aus winzigen, höchstens stecknadelkopfgroßen, dicht beieinanderliegenden Flecken. Die Erhebungen des Ausschlags ähneln einer „Gänsehaut“ sind zunächst zartrosa, später flammend rot (eben scharlachrot). Die Gesichtshaut dagegen ist glatt, aber intensiv gerötet. Die Mund- und Kinnpartie bleibt jedoch blass und wie ein Milchbart von der Rötung ausgespart. Der Rachen des Kindes ist düster rot. Auf der Zunge entsteht zunächst ein weißgelber Belag, der nach ein bis zwei Tagen abgestoßen wird. Danach ist die Oberfläche der Zunge auffallend gerötet und sieht wie eine Erdbeere oder Himbeere aus. Fast immer sind auch die Lymphknoten am Kieferwinkel, oft auch am Hals geschwollen. Nach einigen Tagen beginnt sich die Haut insbesondere an den Handinnenflächen und an den Fußsohlen zu schuppen. An den Händen und Füßen lassen sich oft ganze Fetzen abziehen, während sich am Bauch feine Schuppen ablösen. Dieses Abschuppen dauert drei, manchmal auch mehrere Wochen. Es gibt auch Fälle, die völlig ohne Ausschlag verlaufen – das Abschuppen der Haut tritt aber trotzdem auf.

Antibiotika reduzieren auch das Risiko für Spätfolgen

Diagnostiziert der Arzt Scharlach, wird er dem Kind in aller Regel Penicillin verordnen. Sollte dieses Antibiotikum nicht anschlagen oder nicht gut vertragen werden, kann auf ein anderes Antibiotikum, zum Beispiel auf orale Cephalosporine ausgewichen werden. Die antibiotische Behandlung dauert in der Regel etwa sieben bis zehn Tage. Mögliche Komplikationen sind Entzündungen des Mittelohres, der Nebenhöhlen und der Lunge. Eher seltene, aber gefürchtete Spätfolgen sind das akute rheumatische Fieber mit Entzündungen der großen Gelenke wie den Kniegelenken, des Herzmuskels, des Herzbeutels oder der Herzklappen sowie Entzündungen der Nieren. In solchen Fällen können bleibende Schäden entstehen. Komplikationen werden häufiger beobachtet, wenn der Scharlach nicht mit Antibiotika behandelt wurde oder die Antibiotika-Therapie vorzeitig abgebrochen wird. Hat ein Kind die Erkrankung überstanden, ist es in Zukunft vor dem jeweiligen Giftstoff des Erregers geschützt. Da die Bakterien aber unterschiedliche Giftstoffe bilden, ist es leider möglich, mehrfach an Scharlach zu erkranken, betont die Stiftung Kindergesundheit.

Ohne Antibiotika ist man drei Wochen infektiös

Kinder oder Jugendliche, die an Scharlach erkrankt sind oder bei denen der Verdacht auf Scharlach besteht, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen. Die Eltern müssen die Einrichtung über die Erkrankung ihres Kindes informieren. Scharlachkranke Kinder ohne Penicillin-Behandlung gelten drei Wochen lang als „infektiös“, wohingegen nach einer Antibiotika-Gabe eine Rückkehr in die Kita oder Schule in der Regel am zweiten Tag wieder möglich ist, ansonsten nach Abklingen der Beschwerden.

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