Neue Erkenntnisse zur Schlafapnoe

Schlafmangel mindert die Lebenserwartung

LL
Allgemeinmedizin
Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe haben eine verringerte Lebenserwartung, zeigt die Neuauswertung einer Kohortenstudie. Ursächlich ist dabei die mit der Erkrankung verbundene verkürzte Schlafdauer.

Im Rahmen der „Sleep Heart Health Study“ wurde in den USA zwischen 1995 und 1998 von 6.441 älteren Erwachsenen eine Nacht ihres Schlafs mit einem Polysomnografen aufgezeichnet. Bei 2.574 von ihnen wurde damals eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) festgestellt. Das Durchschnittsalter lag bei 65,4 Jahren.

Im Anschluss fand ein chinesisches Forschungsteam heraus, dass in den darauffolgenden 11,7 Jahren 688 der Studienteilnehmer mit OSA verstarben. Der Datenvergleich der Polysomnografie offenbarte, dass dabei nicht der Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI), der die Anzahl der „Atemaussetzer“ im Schlaf pro Stunde zeigt, der entscheidende Risikofaktor für einen vorzeitigen Tod war, sondern vielmehr die objektive Schlafdauer.

Schlafdauer ist der entscheidende Faktor

Vier Gruppen wurden eingeteilt: Personen, die sieben Stunden und mehr, zwischen sechs und sieben, zwischen fünf und sechs und weniger als fünf Stunden pro Nacht schliefen. Die Auswertungen zeigten im Vergleich: Gegenüber den Teilnehmenden, die sieben Stunden oder mehr schliefen, wiesen die drei anderen Gruppen ein signifikant höheres Mortalitätsrisiko auf. Konkret konnte aus den bereinigten Analysedaten abgeleitet werden, dass die Gruppe mit einer Schlafdauer von sechs bis sieben Stunden ein 53 Prozent höheres Sterberisiko (Hazard Ratio 1,53; 1,13 bis 2,07) aufwies. Lag die Schlafdauer zwischen fünf und sechs Stunden, war das Risiko um 40 Prozent erhöht (Hazard Ratio 1,40; 1,03-1,90), bei einer Schlafdauer von weniger als fünf Stunden um 64 Prozent (Hazard Ratio 1,64; 1,20-2,24).

Bemerkenswert war aus Sicht der Autoren auch die Feststellung, dass es keine Korrelation zur subjektiven Schlafdauer gab. Das könnte allerdings darauf zurückzuführen sein, dass die Teilnehmer die insgesamte Dauer ihres Schlafes angaben, ohne die Wachphasen in der Nacht zu berücksichtigen. Die Polysomnografie registrierte hingegen die tatsächliche Schlafdauer.

Entzündungsreaktionen könnten verantwortlich sein

Die Wissenschaftler zeigten sich dennoch überrascht, dass der AHI keinen Einfluss auf das Sterberisiko hatte. Ist dies mit einem Pathomechanismus zu begründen? Denn bislang gingen Schlafforscher davon aus, dass der kurzfristige Sauerstoffmangel während der Apnoe-Phasen für Langzeitschäden verantwortlich ist. Die aktuelle Studienauswertung lasse jedoch vermuten, heißt es, dass eher die Zerteilung des Schlafes in häufige Wachphasen eine schädliche Wirkung auf den Körper hat.

Zuvor hatte eine britische Analyse gezeigt, dass Personen mit genetischer Prädisposition zu einer kurzen Schlafdauer ein erhöhtes Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie chronische ischämische arterielle Herzkrankheit, Hypertonie, Vorhofflimmern oder Lungenembolie aufweisen. Mögliche Ursachen könnten Störungen des sympathischen Nervensystems und Entzün­dungs­reaktionen sein. Auch die chinesischen Wissenschaftler vermuten, dass erhöhter oxidativer Stress sowie Entzündungsreaktionen an der beeinträchtigen Schlafqualität beteiligt sein könnten.

Lin Y, Wu et al. „Objective Sleep Duration and All-Cause Mortality Among People With Obstructive Sleep Apnea.“ JAMA Netw Open. 2023;6(12):e2346085. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.46085

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