Studie der Universität Freiburg

Schnelltests haben keinerlei Nutzen

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Um prä- oder asymptomatische SARS-CoV-2-Infektionen aufzuspüren, sind Beschäftigte im Gesundheitswesen seit November 2021 verpflichtet, regelmäßige Anti­gen-Schnelltestungen (AGST) durchzuführen. ForscherInnen der Universität Freiburg haben untersucht, wie viele Erkrankungen tatsächlich durch die anlasslosen Testungen gefunden wurden. Das Ergebnis ist ernüchternd.

Die Autoren wollten herausfinden, wie viele SARS-CoV-2-Infektionen durch anlasslose AGST entdeckt wurden. Dazu verschickten sie einen Fragebogen an alle Beschäftigten des Universitätsklinikums in Freiburg, die von September 2021 bis April 2022 einen positiven PCR-Befund hatten. Gefragt wurde nach dem Grund für den angeforderten PCR-Test (Symptome, Kontakt zu einer infizierten Person, positiver AGST, Sonstige); ob ein AGST durchgeführt worden war und dessen Ergebnis; nach dem Vorhandensein und der Art von Symptomen am Anfang und in der Folge; sowie nach Alter und Geschlecht. Die Antwortoptionen konnten kombiniert angekreuzt und zum Teil um Freitexte ergänzt werden. Im Befragungszeitraum wurden vom Arbeitgeber 815.443 AGST (Stückpreis 1,60 Euro) an die Beschäftigten ausgegeben.

Insgesamt wurden 2.072 Fragebögen versendet. Davon wurden 750 zurückgeschickt, wovon 738 ausgewertet werden konnten. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 35,6 Prozent. Von den 738 Beschäftigten hatten 716 einen AGST am Tag der PCR-Testung durchgeführt. In 585 von 716 Fällen war der AGST positiv, davon hatten 550 Personen (94 Prozent) Symptome am Tag des positiven Tests. Demgegenüber stehen insgesamt 35 Personen mit positivem AGST, die keine Symptome hatten. Bei 24 Personen dieser Gruppe war der positive AGST der einzige Grund für die PCR-Testung, bei 11 Personen lag zusätzlich ein Kontakt zu einer positiv getesteten Person vor. Neun von 35 asymptomatischen Personen mit positivem Schnelltest entwickelten auch in der Folge keine Symptome, zwei davon hatten einen Kontakt zu einer infizierten Person. Somit verbleiben sieben infizierte Beschäftigte, die nur aufgrund des AGST entdeckt wurden (1 Prozent.)

Nur 1 Prozent der Infizierten wurde entdeckt

Demgegenüber stehen 173 Personen (24,2 Prozent), bei denen zu Beginn der Symptome noch ein negatives AGST-Ergebnis vorlag. Davon hatten 67 den PCR-Test erst an dem Tag veranlasst, als der AGST positiv wurde. In den meisten Fällen wurde der Test 1 bis 4 Tage nach Symptombeginn positiv. 15 Personen gaben an, dass der AGST nie positiv wurde. Bei 40 (5,6 Prozent) Personen mit Symptomen wurden mehrere AGST mit unterschiedlichen Ergebnissen durchgeführt. 21 gaben an, dass der AGST bei einem Nasenabstrich negativ, im Rachen jedoch positiv war. Von allen 738 Befragten gaben zwölf Personen an, auch in der Folge keinerlei Symptome entwickelt zu haben (1,6 Prozent).

Die AutorInnen kommen zu dem Schluss, dass die vorgeschriebenen Testungen von Beschäftigten mittels Antigen-Schnelltest eine „ressourcenintensive Maßnahme mit geringem Nutzen und deutlichen Risiken" darstellen. Die Intention für einen anlasslosen AGST bestehe darin, asymptomatisch infizierte Beschäftigte zu identifizieren, um Übertragungen in Gesundheitseinrichtungen zu verhindern.

Die Beschäftigten verlassen sich auf den negativen Test

Es habe sich jedoch gezeigt, dass AGST erst in der symptomatischen Phase und bei Ct-Werten ≤25 zuverlässig positiv werden. Viele Beschäftigte gaben zudem an, trotz Symptomen gearbeitet zu haben, da der AGST negativ war. „Bei dieser Vorgehensweise ist von einer erhöhten Gefahr für mögliche Übertragungen von SARS-CoV-2 auf Patientinnen und Patienten oder andere Beschäftigte auszugehen", urteilen die WissenschaftlerInnen.

Von 716 durch einen PCR-Test bestätigten Infektionen wurden sieben nur aufgrund eines positiven AGST gefunden. Unter der Annahme, dass es sich bei den Personen, die einen Fragebogen zurückgesendet haben, um einen repräsentativen Teil der 2.072 Befragten handelt, ergeben sich hochgerechnet 20 (7×2072/738 ≈ 19,7) Infektionen. Darüber hinaus wurden 17 Personen durch einen AGST frühzeitig identifiziert, hochgerechnet 47 Personen. Dem gegenüber stehen 173 Personen, die durch einen AGST trotz Symptomen nicht identifiziert wurden, hochgerechnet 486 Personen.

„Möglicherweise haben Beschäftigte bei Symptomen und negativem AGST keine weitere Abklärung veranlasst. Daher unterstützen unsere Ergebnisse vorbestehende Daten, die zeigen, dass AGST ohne nachfolgende PCR-Bestätigung kritisch zu sehen und AGST-Strategien generell problematisch sind", so die StudienautorInnen.

Huzly E, Steinmann D, Kramme S, Panning M, Huzly D: SARS-CoV-2 rapid antigen tests for health care workers—assessment of benefit by means of a questionnaire. Dtsch Arztebl Int 2023; 120 (online first). DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0412

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