Medizin

Sinusitis: Radionuklid-Therapie hilft

sp/pm
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Die Nase ständig verstopft, Schmerzen im Gesicht, im Hals ein Kloß: Eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhle setzt Betroffenen schwer zu. Eine neue Therapie kann helfen.

Schätzungsweise drei Millionen Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an einer chronischer Sinusitis. Bringen weder Medikamente noch Operationen die ersehnte Erleichterung, kann eine neue nuklearmedizinische Behandlung helfen - die Radio-Tympano-Sinu-Orthese (RTSO). Dabei bekämpfen radioaktive Partikel die entzündete Schleimhaut, wie der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) erklärt. Die RTSO dauert zehn Minuten, ist eine Kassenleistung und kommt für Erwachsene auch bei chronischer Mittelohrentzündung in Frage.

Entzündungen der Nasennebenhöhlen und des Mittelohrs gehören zu den Erkrankungen, mit denen Hals-Nasen-Ohrenärzte am häufigsten zu tun haben. In der Regel verordnen sie zunächst abschwellende oder entzündungshemmende Medikamente, Inhalationen oder Antibiotika.

Wiederherstellung statt OP

Halten die Beschwerden an, stehen verschiedene Operationstechniken zur Verfügung, um Eiter, entzündetes Gewebe oder Engstellen zu beseitigen. Tritt auch nach diesen Eingriffen keine spürbare Besserung ein, kann eine Radio-Tympano-Sinu-Orthese (RTSO) hilfreich sein. Dieser Begriff aus dem Lateinischen bedeutet übersetzt: Wiederherstellung nicht-entzündlicher Schleimhautverhältnisse in der Paukenhöhle oder der Nasennebenhöhle durch Bestrahlung.

Heilung in zehn Minuten

„Für die RTSO sind alle Patienten geeignet, die seit Monaten und Jahren unter einer Sinusitis oder Mittelohrentzündung leiden und mehrfach operiert wurden“, erläutert BDN-Experte Dr. med. Norbert Czech, Fellow of the European Board of Nuclear Medicine (FEBNM). „Typische Symptome in diesem Stadium sind eine nasale Stimme, Einbuße der Geruchs-und Geschmacksempfindungen und ein beeinträchtigtes Hörvermögen.“ Die Therapie, bei der HNO-Arzt und Nuklearmediziner zusammenarbeiten, wird seit 2006 angewendet. „Die ganze Behandlung dauert etwa zehn Minuten“, fügt der Bremer Nuklearmediziner hinzu.

Bevor sie beginnt, betäuben die Ärzte die Nasenhöhle des Patienten mit einem Spray. Anschließend saugt der HNO-Arzt den Hohlraum mit einem kleinen Schlauch ab. „Das Eingriffsgebiet muss sauber sein“, erklärt Czech. Dafür nutzt der Arzt die Öffnung, die zuvor für die Operationen geschaffen wurde. Anschließend verteilt der Nuklearmediziner ein bis zwei Tropfen der radioaktiven Substanz als feinen Sprühnebel auf die entzündete Schleimhaut. „Dies geschieht mittels einer kleinen Sonde“, so Czech. Als radioaktive Partikel kommen Erbium oder Rhenium in Frage.

"Nach wenigen Tagen ist keine Radioaktivität mehr nachweisbar"

Die Fresszellen der entzündeten Schleimhaut nehmen die radioaktiven Partikel auf, die Schleimhautzellen sterben daraufhin ab. „Anschließend entsteht eine neue, gesunde bindegewebige Wundhaut, die die krankhafte Schleimhaut ersetzt“, sagt Czech. „Im Ergebnis weicht die Entzündung, Infektion und Schwellung klingen ab.“ Für die Patienten sei die Therapie ungefährlich, die Strahlenbelastung gering. „Nach wenigen Tagen ist keine Radioaktivität mehr nachweisbar“, erklärt er.

Eine Studie mit 45 Anwendungen an Patienten, die an chronischer Mittelohr- oder Nebenhöhlenentzündung litten, belegt die Wirksamkeit der RTSO. „Alle Patienten fühlten sich erfolgreich therapiert, konnten anschließend wieder riechen und schmecken und benötigten keine weiteren Eingriffe“, bilanziert Czech. Die RTSO wird in spezialisierten Praxen und nuklearmedizinischen Kliniken angeboten, Kinder, Jugendliche und Schwangere sind von der Behandlung ausgeschlossen. Zum Download der Studie

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