So bewerten Freiberufler die Bundesregierung!
100 Tage ist die schwarz-rote Regierung im Amt. Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) hat seine 59 Mitgliedsorganisationen zu diesem Anlass befragt, was die ihnen angeschlossenen Freiberuflerinnen und Freiberufler von der neuen Regierung unter Friedrich Merz halten.
Das Ergebnis ist durchwachsen: Zwar erkennen die Verbände ein gewachsenes Verständnis für wirtschaftliche Herausforderungen, doch Vertrauen und Verlässlichkeit bleiben bislang hinter den Erwartungen zurück.
Das Wirtschaftsverständnis ist da, aber die Planungssicherheit fehlt
So sehen die Freien Berufe bei der Bundesregierung durchaus wirtschaftliche Ernsthaftigkeit, aber eben auch strukturelle Defizite. Der Start der schwarz-roten Koalition wird mit durchschnittlich 3,6 von 6 Punkten bewertet. Auf die Frage, ob die neue Bundesregierung die wirtschaftlichen Probleme im Land verstanden hat, vergeben die Mitgliedsverbände einen Wert von 3,9 – so hoch wie bei keinem anderen Indikator. Zugleich attestieren sie ihr jedoch mangelnde Planungssicherheit für die Unternehmen (2,7 Punkte) und eine zu geringe Priorisierung freiberuflicher Themen (2,6 Punkte).
Zu wenig Fokus auf Selbstständigkeit und Fachkräfte
Am häufigsten genannt als zu niedrig priorisierte Themen: Selbstständigkeit (64,3 Prozent), Bildung und Fachkräftesicherung (42,9 Prozent) sowie Digitalisierung und Bürokratieabbau und Steuerpolitik (jeweils 28,6 Prozent). Auffällig ist aber auch, dass der wirtschaftspolitische Kurs der Regierung nicht als ausreichend klar wahrgenommen wird (3,5 Punkte). Die Zuversicht, dass zentrale Anliegen der Freien Berufe politisch Gehör finden, liegt bei verhaltenen 3 Punkten.
„Deutschland braucht noch einen ,Get it done‘-Gipfel“, fordert BFB-Präsident Dr. Stephan Hofmeister in einem Gastkommentar für das Handelsblatt. „Die Regierung muss verlorenes Vertrauen wieder aufbauen und Praxisnähe zeigen. Wer etwas bewegen will, muss neben den Investitionen auch die Umsetzung sichern. Das bedeutet: Diejenigen, die planen, beraten und berechnen, müssen mit einbezogen werden.“
Beim „Made for Germany“-Gipfel im Kanzleramt hatten Unternehmen Investitionen in Milliardenhöhe angekündigt – doch viele praktische Fragen blieben laut BFB unbeantwortet. Der Verband fordert daher einen Folgetermin mit Beteiligung von Handwerk, Mittelstand und Freien Berufen. „Die Freien Berufe stehen bereit, sich noch stärker einzubringen. Nicht irgendwann, sondern jetzt", so Hofmeister.
Die BFB-Kurzumfrage wurde vom 31. Juli bis 4. August 2025 unter den 59 Mitgliedsorganisationen des Bundesverbands der Freien Berufe online durchgeführt. Die eingegangenen Antworten wurden gewichtet, um der jeweiligen Mitgliederstärke beziehungsweise Einwohnerzahl der Bundesländer Rechnung zu tragen. Die Ergebnisse verschaffen eine verlässliche Einordnung politischer Entwicklungen aus Sicht der Freien Berufe, sind jedoch nicht-repräsentativ und erheben keinen wissenschaftlichen Anspruch.