European Vaccines Hub for Pandemic Readiness

Start für europaweite öffentliche Impfstoffforschung

br
Medizin
Im Falle einer künftigen Pandemie soll Europa eigenständig Impfstoffe entwickeln und produzieren können. Dazu ist jetzt ein öffentlich gefördertes paneuropäisches Forschungsnetzwerk, das EVH, gegründet worden.

Um schnell und effizient auf künftige Pandemien reagieren zu können, hat die Europäische Union jetzt das Forschungsnetzwerk „European Vaccines Hub for Pandemic Readiness“ (EVH) ins Leben gerufen. Die bei der Europäischen Kommission angesiedelte europäische Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (Health Emergency Response Authority, HERA) unterstützt über die Europäische Exekutivagentur für Gesundheit und Digitales (European Health and Digital Executive Agency, HaDEA) die Einrichtung des neuen Forschungsnetzwerks, das die Entwicklung von Impfstoffen für die öffentliche Gesundheit vorantreiben soll.

Für Europa relevante Krankheitserreger stehen im Fokus

Ziel des EVH ist es, ein reaktionsfähiges Forschungs- und Entwicklungssystem und eine Wissensdrehscheibe zu schaffen, die leistungsstarke, führende Forschungseinrichtungen miteinander verbindet. Darüber hinaus sollen auch Impfstoffentwicklungsprojekte initiiert und die damit verbundenen Prozesse und Verfahren zu verfeinert werden. Der Forschungsschwerpunkt wird auf einer ausgewählten Gruppe von Krankheitserregern liegen, die im kürzlich veröffentlichten WHO-Bericht über die Priorisierung von Krankheitserregern (WHO Pathogens Prioritization report) für die Europäische Region als kritisch für die Pandemievorsorge eingestuft wurden. Von der Entwicklung von Prototypen bis hin zur klinischen Anwendung soll der EVH Innovationen vorantreiben, die Kapazitäten für die klinische Bewertung verbessern und die Bemühungen mit den Herstellern koordinieren, während sie gleichzeitig die Digitalisierung der Prozesse für die Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen optimieren will.

Inhaltliche Struktur des European Vaccines Hub

Der EVH basiert auf den folgenden vier Säulen:

  • Plattformtechnologien (für die Entwicklung von Impfstoffen und monoklonalen Antikörpern)

  • Präklinische Studien (Tiermodelle und In vitro-Studien)

  • Klinische Studien (Phasen I und II, Impfstoffimmunologie)

  • Herstellung und Regulierung

Verschiedene Akteure arbeiten in einer oder mehreren Säulen zusammen.

Ziel ist die strategische Autonomie Europas in der Impfstoffforschung

„Der EVH ist eine transformative Initiative, die die Fähigkeit Europas stärken soll, auf künftige Gesundheitsnotfälle zu reagieren“, sagt Rino Rappuoli, wissenschaftlicher Direktor der Fondazione Biotecnopolo di Siena. „Indem wir führende Impfstoffentwickler, Biotech-Unternehmen und Universitäten aus ganz Europa zusammenbringen, werden wir Innovationen vorantreiben und strategische Autonomie in der Impfstoffforschung und -herstellung sicherstellen.“ Mit dem EVH soll auch eine Infrastruktur aus Kooperationen öffentlicher Einrichtungen mit der Industrie entstehen (Public Private Partnership), in der akademische Spitzenforscher gemeinsam mit Pharma- und Biotech-Unternehmen zusammenarbeiten, um schnell und effektiv auf künftige Krisen reagieren zu können.

Organisationsstruktur des European Vaccines Hub

Koordiniert wird der European Vaccines Hub von der Non-Profit-Organisation Sclavo Vaccines Association in Siena. Folgende Institutionen sind als Partner beteiligt:

  • Fondazione Biotecnopolo di Siena und Università degli Studi di Siena (Italien)

  • Institut Pasteur (Frankreich)

  • Universiteit Antwerpen (Belgien)

  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) (Deutschland)

  • Zentrum für Pandemie-Impfstoffe und -Therapeutika (ZEPAI) beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) (Deutschland)

  • Academisch Ziekenhuis Leiden (Niederlande)

  • Norwegian Institute of Public Health (NIPH) (Norwegen)

  • Instituto de Biologia Experimental e Tecnológica (iBET) (Portugal)

  • Université libre de Bruxelles (Belgien)

Unter der Leitung des DZIF sind in Deutschland folgende DZIF-Mitgliedseinrichtungen an dem Projekt beteiligt:

  • Philipps-Universität Marburg

  • Helmholtz Munich

  • Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

  • LMU Klinikum München

  • Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

  • Technische Universität München

  • Uniklinik Köln

  • Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

  • Eberhard Karls Universität Tübingen

Darüber hinaus bringen die Teams der DZIF-Produktenwicklung (PDU) – das Translational Project Management Office (TPMO) und das Office for Scientific and Regulatory Advice (OSRA) – ihre Expertise aus verschiedenen Bereichen der Impfstoffentwicklung in das Projekt ein.

Starke Beteiligung aus Deutschland

Das EVH-Projekt wird in den nächsten vier Jahren durch das EU4Health-Programm der EU mit einem Beitrag von rund 102 Millionen Euro bei geschätzten Gesamtprojektkosten von etwa 170 Millionen Euro kofinanziert. Koordiniert wird der EVH von der Non-Profit-Organisation Sclavo Vaccines Association in Siena. Zwei der insgesamt neun Projektpartner kommen aus Deutschland: das Zentrum für Pandemie-Impfstoffe und -Therapeutika (ZEPAI) beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Allein die deutschen Einrichtungen unter dem Dach des DZIF werden mit rund 21 Millionen Euro etwa ein Fünftel der EU-Fördergelder erhalten. Das DZIF übernimmt im European Vaccines Hub die Leitung einer der vier zentralen Säulen – Herstellung und Regulierung – und ist an fast allen Arbeitspaketen direkt beteiligt. In mehreren Arbeitspaketen übernimmt das DZIF die federführende Verantwortung, in anderen bringt es seine umfassende Expertise als aktiver Partner ein und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Projektziele.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.