Stiftung beklagt Pflegestellen-Abbau in Kliniken

mg/dpa
Viele Krankenhäuser haben Organisation und Arbeitsteilung verändert - nicht immer mit Verbesserungen für Beschäftigte und Patienten, klagt die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung. Seit 1990 seien 50.000 Stellen gestrichen worden.

Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat erneut Stellenabbau und zunehmende Arbeitsbelastung in Krankenhäusern beklagt. Vor allem den Pflegenden bleibe dadurch "oft zu wenig Zeit für Kernaufgaben, insbesondere das Gespräch mit Patienten und Angehörigen", erläuterte die Stiftung. Sie verwies auf eine von ihr geförderte Untersuchung des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Hochschule Gelsenkirchen. Danach sind seit 1990 nach Schätzungen von Gesundheitsforschern bis zu 50.000 Stellen im Pflegedienst der deutschen Krankenhäuser gestrichen worden.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) der Spitzenverbände im Gesundheitswesen bescheinigte indessen in der vergangenen Woche den Krankenhäusern ein seit Jahren gleichbleibend hohes Qualitätsniveau. Insgesamt sei die Qualitätssicherung in deutschen Krankenhäusern weltweit einzigartig. Mit auffälligen Krankenhäusern würden konkrete Zielvereinbarungen zur Behebung qualitativer Mängel getroffen.

Der Vorwurf: Echte Reorganisation findet nicht statt

Angesichts der hohen Belastung sowohl von Medizinern als auch von Pflegenden werde in Fachkreisen häufig eine neue Arbeitsverteilung zwischen den Gesundheitsberufen gefordert, so die Böckler-Studie. Danach werden zwar Aufgaben in den Krankenhäusern verschoben, aber eine echte Reorganisation finde nicht statt. So versorgten Pflegekräfte verstärkt Wunden, setzten Spritzen, legten Venenkanülen oder kümmerten sich um die Dokumentation.

Zugleich könnten sie wegen Einsätzen für Transporte, Botendienste oder Verwaltung ihren Kernaufgaben kaum noch nachkommen. Das IAT stützt seine Studie auf eine Online-Befragung, an der sich bundesweit mehr als 2.500 Krankenhausbeschäftigte beteiligt hätten, darunter vor allem Pflegende, aber auch Ärzte, Psychotherapeuten und Sozialarbeiter.

Der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Edgar Franke (SPD), plädierte dafür, die Arbeitsbelastung in Kliniken auch durch Bettenabbau zu verringern. Im Südwestrundfunk (SWR) sagte Franke, das Problem sei nicht allein damit zu lösen, dass immer mehr Geld ins Gesundheitssystem fließe. Gutes Geld für gute Pflegekräfte werde auch frei, wenn schlecht ausgelastete Kliniken geschlossen würden. Schließlich stehe heute gerade in Ballungsräumen ein Viertel der Krankenhausbetten leer.

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