Stillen ist nicht das Problem
In der Studie wurde untersucht, ob langes Stillen ein Risikofaktor für Karies ist und ob dieser Effekt durch den Zuckerkonsum vermittelt wird. Für die Studie wurden die Mütter genau über Stillverhalten, Ernährungsgewohnheiten und verwendete Lebensmittel befragt. Die Forschenden erfassten dabei auch die Menge an Zucker, die Tee, Saft, Milch und Brei zugesetzt wurde.
Nur 2,8 Prozent der 21 bis 27 Monate alten Kinder nahmen vor ihrem zweiten Geburtstag nie Zucker zu sich, während 66,7 Prozent mehr als fünfmal am Tag Lebensmittel mit Zuckerzusatz aßen. Nur 7,6 Prozent verzehrten im ersten Lebensjahr überhaupt keinen Zuckerzusatz.
Zahnkaries wurde bei 22,8 Prozent der 800 untersuchten Kinder festgestellt. Das heißt für sich genommen, dass Kinder, die mehr als 24 Monate lang gestillt wurden, ein höheres Risiko hatten als Kinder, die 12 Monate oder weniger gestillt wurden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt ausschließliches Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten, gefolgt von fester Nahrung und kontinuierlichem Stillen bis zum Alter von zwei Jahren oder darüber hinaus. Sie rät auch davon ab, Säuglingen vor dem Alter von 2 Jahren zugesetzten Zucker zu geben.
Die Karies-Häufigkeit ging jedoch mit dem anteilig sinkenden Zuckerkonsum der gestillten Kinder zurück. Sie variierte mit dem Haushaltseinkommen, dem Bildungsniveau und der Hautfarbe der Mutter oder der Betreuungsperson. Am höchsten war das Kariesaufkommen bei Kindern schwarzer Frauen in Familien mit niedrigem Einkommen und geringerer Schulbildung.
"Die Ergebnisse bestätigen frühere Forschungsergebnisse über die Rolle von freiem Zucker bei der Entstehung von Zahnkaries. Laktose aus der Muttermilch allein verursacht das Problem nicht. Praktisch alle Kinder, die in unserer Studie untersucht wurden, waren bereits in jungen Jahren freiem Zucker ausgesetzt", resümiert Jenny Abanto, Erstautorin des Artikels.
ECC korreliert mit Zuckerkonsum
"Einige frühere Studien wiesen auf einen Zusammenhang zwischen längerem Stillen - über 12 Monate oder mehr - und dem Auftreten von Zahnkaries hin, ohne jedoch die Rolle des frühen Zuckerkonsums bei diesen Kindern richtig zu berücksichtigen. Unsere Untersuchung ergab, dass das erhöhte Kariesrisiko im Zusammenhang mit längerem Stillen mit dem Zuckerkonsum korreliert", sagte Marly Augusto Cardoso, die Leiterin des Projekts. "Wir haben festgestellt, dass das Stillen über 24 Monate hinweg den Verzehr von ultraverarbeiteten Lebensmitteln oder Lebensmitteln mit Zuckerzusatz reduziert, was als Schutzfaktor gegen Zahnkaries wirkt", sagte Cardoso.
Ein hoher Zuckerkonsum führt zur Bildung eines kariogenen Zahnbiofilms. Muttermilch kann zur Demineralisierung des Zahnschmelzes beitragen, aber der Zuckerkonsum löst diesen Prozess erst aus. Die Häufigkeit, mit der Plaque mit der Muttermilch in Kontakt kommt, ist wahrscheinlich der Hauptfaktor für das erhöhte Kariesrisiko, das bei gestillten Kindern im Alter von über 12 Monaten beobachtet wird, mutmaßen die Forschenden.
Abanto J, Maruyama JM, Pinheiro E, Matijasevich A, Antunes JLF, Bönecker M, Cardoso MA; MINA-Brazil Study Group. Prolonged breastfeeding, sugar consumption and dental caries at 2 years of age: A birth cohort study. Community Dent Oral Epidemiol. 2022 Nov 15. doi: 10.1111/cdoe.12813. Epub ahead of print. PMID: 36380436. <link xlink:href="" xlink:role="censhare:///service/masterdata/asset_rel_typedef;key=actual." target="new-window" url-fragment="https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/cdoe.12813" seo-title="" follow="follow">onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/cdoe.12813