US-Studie über Social-Media-Nutzung

TikTok als Hilfe für Teenies mit Essstörungen?

Susanne Theisen
Gesellschaft
Ein Großteil der TikTok-Videos zum Thema Essstörungen beschäftigt sich mit dem Überwinden der Krankheit. Das geht aus einer Studie hervor, für die Forschende der University of South Carolina 200 Videos auf TikTok analysiert haben.

Die Studie um Valerie Lockingbill, School of Information Sciences der University of South Carolina, USA, zielte zum einen darauf ab, eine qualitative Aussage über die Inhalte zu machen, die in TikTok-Videos über Essstörungen vorkommen. Ein weiteres Augenmerk war darauf gerichtet, herauszufinden, ob die Genauigkeit der Informationen über Essstörungen je nach Art der Inhalte variiert. Zu diesem Zweck ordnete das Team 200 zwischen Februar und Juni 2022 veröffentlichte TikTok-Videos einer der folgenden drei Kategorien zu:

  • Pro-Essstörung: Inhalte, die die Bereitschaft signalisieren, sich auf ein gestörtes Essverhalten einzulassen, es fortzusetzen oder die nicht einräumen, dass Essstörungen gesundheitsschädlich sind.

  • Anti-Essstörung: Inhalte, die Pro-Essstörungs-Positionen und das Teilen entsprechender Videos kritisieren.

  • Pro-Genesung: Inhalte, die die Genesung von einer Essstörung fördern oder feiern.

Meistens geht es um Genesung

Von den 200 analysierten Videos wurden 124 (62 Prozent) der Kategorie Pro-Genesung zugeordnet. Pro-Essstörungs-Inhalte enthielten 59 (29,5 Prozent) Videos und 17 Videos (8,5 Prozent) landeten in der Kategorie Anti-Essstörung.

Die Forschenden zogen folgende Schlüsse aus ihrer Analyse: „Sozialen Medien, einschließlich TikTok, wurde in der Vergangenheit zugeschrieben, Essstörungen zu fördern. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass in unserem Untersuchungszeitraum Pro-Genesungs-Inhalte am weitesten auf TikTok verbreitet waren.“

Zudem hätten die User in dieser Community mehr informative als irreführende Inhalte erstellt. Dieses Ergebnis deute darauf hin, dass die Pro-Genesungs-Community ihre Erfahrungen und die technologischen Möglichkeiten von Social Media gezielt dafür einsetze, Lücken bei Gesundheitsinformationen über Essstörungen zu schließen. Community-gesteuerte Initiativen könnten aus Sicht der Forschenden ein wirksamer Ansatz gegen schädliche Aspekte von Social Media, wie etwa das Verbreiten von Falschinformationen, sein.

Ein weiteres Ergebnis der Studie fiel jedoch weniger positiv aus: So stellten die Forschenden keinen signifikanten Unterschied zwischen der Interaktion der User, was Klicks, Likes, Shares und Kommentare betrifft, mit richtigen und irreführenden Videos fest. Die meisten Nutzer konnten die seriösen Informationen demnach nicht von den irreführenden Informationen unterscheiden.

Lookingbill V, Mohammadi E, Cai Y. Assessment of Accuracy, User Engagement, and Themes of Eating Disorder Content in Social Media Short Videos. JAMA Netw Open. 2023;6(4):e238897. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.8897

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