Trotz Rheuma im Job
Sowohl die Arbeitsunfähigkeitsdauer als auch die Zahl der Erwerbsminderungsrenten ging bei Menschen mit chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen seit 1997 demnach stetig zurück. Dieser Trend sei bei Rheumakranken deutlich stärker ausgeprägt als bei der Gesamtheit aller Kranken, was auf verbesserte Therapiestrategien hinweist, betont Prof. Dr. Wilfried Mau, Direktor des Instituts für Rehabilitationsmedizin der Universität Halle-Wittenberg.
Im Job durch bessere Therapiestrategien
So sank bei erwerbsstätigen AOK-Versicherten die durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeitsdauer wegen rheumatoider Arthritis, Spondylitis ankylosans oder systemischem Lupus erythematodes stärker als bei allen Krankheiten (um sieben bis 27 Prozent versus zwei bis sechs Prozent).
Daten aus den Rheumazentren bestätigen: Von 1997 bis 2011 nahmen Arbeitsunfähigkeitsepisoden bei Patienten mit der häufigsten chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung, der rheumatoiden Arthritis, um 32 Prozent ab. Die mittlere Arbeitsunfähigkeitsdauer reduzierte sich pro Patient um 42 Prozent und bei allen Beschäftigten mit einer rheumatoiden Arthritis sogar um 63 Prozent. Dagegen sank die mittlere Arbeitsunfähigkeitsdauer bei allen GKV-Versicherten nur um drei Prozent.
Weniger frühverrentet, weniger arbeitsunfähig
Ähnlich positiv ist die Entwicklung bei der Zahl der Erwerbsminderungsrenten: Sie nahm von 2001 bis 2011 bei den häufigsten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen stetig ab und entwickelte sich damit ebenfalls deutlich günstiger als die Gesamtheit aller Krankheiten in Deutschland. Gegenüber 1997 sind Patienten mit rheumatoider Arthritis 2011 um drei bis acht Prozent seltener berentet worden.
Während 1997 in den ersten zwei Krankheitsjahren bereits acht Prozent der Betroffenen berentet worden waren und nach fünf Jahren 16 Prozent, betraf dies 2011 nach zwei Jahren nur fünf Prozent und in den ersten zwei bis fünf Jahren zehn Prozent.
Die Steigerung des Anteils Erwerbstätiger mit rheumatoider Arthritis zwischen 1997 und 2011 war mit 14 Prozent am deutlichsten bei Frauen mittleren Alters. „Hier ist vor allem ein Zusammenhang mit wirksamen Medikamenten und konsequenten nicht-medikamentösen Therapiestrategien anzunehmen“, betont Mau.
Keine stationäre Leistung zur medizinischen Rehabilitation
Trotz dieser deutlichen Verbesserungen bleibt laut Mau weiterhin viel zu tun: Unbefriedigend ist für den Wissenschaftler vor allem, dass 2012 die Hälfte der Patienten in den vergangenen fünf Jahren vor ihrer Frühberentung wegen Rheuma keine stationäre Leistung zur medizinischen Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung erhalten haben.
Angesichts der sich abzeichnenden, erheblichen Effekte einer Kombination von wirksamen medikamentösen Therapien und nicht-medikamentösen Interventionen auf die Erwerbsfähigkeit sieht er hier noch viel Spielraum für eine weitere Verbesserung der Teilhabe am Arbeitsleben von Rheumapatienten.
Mau W, Thiele K, Lamprecht J (2013): Trends der Erwerbstätigkeit von Rheumakranken. Ergebnisse aus Sozialversicherungsdaten und Kerndokumentation der Rheumazentren in Deutschland.Z Rheumatol DOI 10.1007/s00393-013-1205-y