Über Bürokratie ärgern sich Apothekeninhaber am meisten
Im Vorfeld des Deutschen Apothekertags, der morgen beginnt, stellte die ABDA heute die Ergebnisse des aktuellen Apothekenklima-Indexes vor. Dafür wurden vom 7. Juli bis zum 16. August etwa 500 Apothekeninhaberinnen und -inhaber online befragt.
„Grundsätzlich hat sich die Stimmung minimal aufgehellt“, informierte ABDA-Präsident Thomas Preis vor Journalisten in Düsseldorf. So plant laut der Umfrage mehr als die Hälfte aller Apotheken (55,2 Prozent) Neueinstellungen in den nächsten zwei bis drei Jahren. Mehr als ein Viertel aller Inhaber (26,8 Prozent) rechnet in dieser Zeit allerdings mit keiner einzigen Bewerbung bei einer Stellenausschreibung für Apotheker. Etwas mehr als die Hälfte erwartet höchstens eine ernsthafte Interessentin für die Übernahme der eigenen Apotheke. Insgesamt gehen zwar weniger Befragte von einer schlechteren wirtschaftlichen Lage ihrer eigenen Apotheke aus als im Vorjahr, dennoch sind das aber immer noch mehr als vier von zehn Befragten (41,6 Prozent).
Befragt nach den größten Ärgernissen im Apothekenalltag nannten die Inhaberinnen und Inhaber vor allem Bürokratie (93,0 Prozent), eine unzureichende Honorierung von Leistungen (83,8 Prozent) und Lieferengpässe (66 Prozent). Weiterhin ärgern sich die Befragten über eine zu geringe Wertschätzung der apothekerlichen Leistungen (62,8 Prozent) und Aufwand bei der Hilfsmittelversorgung (60,6 Prozent). Für 59 Prozent der Befragten zählen zudem technische Probleme bei der Nutzung der digitalen Infrastruktur, also beim E-Rezept und der elektronischen Patientenakte (ePA), zu den größten Ärgernissen im Alltag.
Abwärtstrend bei Apothekenzahl geht weiter
ABDA-Präsident Preis warnte, dass die wirtschaftliche Situation der Apotheken nach wie vor schwierig sei. So seien die Kosten - vor allem für Personal - kontinuierlich gestiegen, während das Honorar seit Jahren nicht angepasst wurde. „Viele können die Kosten nicht mehr stemmen“, sagte Preis. In der Folge gehe der Abwärtstrend bei der Zahl der Apotheken weiter. So sei allein im ersten Halbjahr 2025 die Zahl der Apotheken um 238 auf einen neuen Tiefstand von 16.803 Betriebsstätten gesunken.
Umso dringlicher fordert die Apothekerschaft, dass die neue Bundesregierung die im Koalitionsvertrag angekündigte Stärkung der Apotheken zügig umsetzt. Die Teilnehmer des Apothekenklima-Index nannten als Maßnahmen mit höchster Dringlichkeit die im Koalitionsvertrag vorgesehene Erhöhung des Apothekenhonorars auf 9,50 Euro, gefolgt von der Aufhebung des Skonto-Verbots und einer Honorardynamisierung mittels Verhandlung zwischen Apotheken und GKV-Spitzenverband.
Ein Drittel würde weitere Impfungen durchführen
Ferner geht aus der Befragung hervor, dass sich die Apothekenteams vorstellen könnten, neue Leistungen anzubieten. So wünschen sich 43 Prozent der befragten Inhaber mehr Kompetenzen in der Primärversorgung. Fast ein Drittel (31 Prozent) würde neben Corona- und Grippe-Impfungen auch weitere Impfungen durchführen.
Außerdem befürworteten 83,2 Prozent der befragten Inhaber mehr Abgabefreiheiten bei Lieferengpässen. 78,8 Prozent der Befragten könnten sich vorstellen, unter bestimmten Umständen kleinere Packungen rezeptpflichtiger Medikamente in Notfällen an Patienten abzugeben.