Überträgt das orale Mikrobiom auch Depressionen?
An der Studie waren Forschende aus Indien, Italien, Großbritannien und dem Iran beteiligt. Sie untersuchten 1.740 iranische frisch verheiratete Paare auf Schlaflosigkeit. Bei 268 Paaren war der beiden gesund, der andere litt an Schlafstörungen mit Angstzuständen und Depressionen. Eingesetzt wurden dabei validierte persische Versionen des Pittsburgh Sleep Quality Index, des Beck Depression Inventory-II und des Beck Anxiety Inventory.
Am ersten und am 180. Tag der Studie erfassten die Wissenschaftler bei allen Probanden die Zusammensetzung des oralen Mikrobioms und des Cortisolspiegels im Speichel. Zudem wurden die Teilnehmer aufgefordert, ihre Ernährungsgewohnheiten, ihre Mundhygiene und ihre Bewegungsroutinen während der Studie beizubehalten.
Der Cortisolspiegel ist auch bei den Gesunden erhöht
Nach sechs Monaten waren die Cortisolspiegel im Speichel bei Ehepartnern, die mit einem an Schlaflosigkeit, Angstzuständen und Depressionen leidenden Partner verheiratet waren, im Vergleich zu den Ausgangswerten signifikant erhöht (p < 0,001). Dabei war der Anstieg des Cortisolspiegels im Speichel bei Ehefrauen stärker ausgeprägt als bei Ehemännern.
Zudem zeigte eine Analyse von 33 identifizierten Bakterienstämmen im Mund, dass die Zusammensetzung der oralen Mikrobiota bei gesunden Partnern mit normalem Schlafverhalten signifikant verändert war und der ihres Partners glich. Laut Studie glichen sich die Mikrobiotika der Partner immer mehr an, ebenso der psychische Zustand.
Und auch das orale Mikrobiom gleicht sich an
„Wir fanden heraus, dass Veränderungen in der Zusammensetzung der Mundflora mit Veränderungen des Schweregrads von Schlaflosigkeit, des Cortisolspiegels im Speichel sowie der Werte für Depressionen und Angstzustände zusammenhängen“, sagt Studienleiter Reza Rastmanesh von der Shahid Beheshti University im Iran.
Die Ergebnisse stimmen demnach mit früheren Studien zum Cortisolspiegel im Speichel und zu den Werten für Depressionen und Angstzustände überein. „Da es sich bei dieser Studie um eine Assoziationsstudie handelt, bedarf es aber weiterer Forschung, um festzustellen, ob dieser Zusammenhang kausal ist“, geben die Forschenden abschließend zu bedenken.
Rastmanesh R, Vellingiri B, Isacco CG, Sadeghinejad A, Daghnall N. Oral Microbiota Transmission Partially Mediates Depression and Anxiety in Newlywed Couples. Explor Res Hypothesis Med. 2025;10(2):77-86. doi: 10.14218/ERHM.2025.00013.