"Unstudierbarkeit der Zahnmedizin verhindern"
Uns gegenüber erklärte Benz: "Auf dem 75. Ordentlichen Fakultätentag in Frankfurt gab es eine interessante Diskussion um die nationalen kompetenzbasierten Lernzielkataloge in der Medizin (NKLM) und Zahnmedizin (NKLZ). Der Gedanke, den Universitäten freizustellen, ob und wie weit sie diese Kataloge umsetzen, bietet keine wirkliche Standardisierung der Ausbildung."
Dies sei problematisch - insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass in Deutschland zunehmend Medical Schools entstehen, die sich durch ihre Kooperation mit ausländischen Einrichtungen an wichtigen Stellen der Kontrolle in Deutschland entziehen.
"Augenmaß und Mut zum Streichen"
Benz: "Ein weiterer Vorbehalt gegenüber dem NKLM/Z besteht darin, dass beide weiter die Kleinteiligkeit und Verschulung des (Zahn-)Medizin-Studiums fördern könnten - vielleicht sogar bis zur „Unstudierbarkeit“. Für die Zeit bis zur Verabschiedung Anfang Juni 2015 und die anschließende fünfjährige Erprobungsphase brauchen wir Augenmaß und den Mut zum Streichen."
Bundesbildungsministerin Prof. Johanna Wanka ging in ihrem Eröffnungsvortrag auf die Leistungen in Forschung, Lehre und Krankenversorgung sowie auf die Finanzierungsprobleme dieser Einheit ein. Hier sollten Politik, Universitäten und Wirtschaft an einem Strang ziehen, damit Deutschland weiterhin nach den USA auf Platz zwei der klinischen Forschung für die arzneimittelherstellenden Unternehmen bleibt, heißt es in einer Meldung des MFT.
"Keinen bloßen Unterricht am Krankenbett"
Bei einer Befragung von Medizinstudenten zeigte sich, dass der ärztliche Nachwuchs eine stärkere Vermittlung von Wissenschaftskompetenz im Medizinstudium sehr begrüßen würde, um später Patienten optimal versorgen zu können.
„Eine Nivellierung der Ärzteausbildung nach unten durch einen bloßen Unterricht am Krankenbett darf es nicht geben“, machte Prof. Heyo Kroemer, MFT-Präsident, deutlich. „Bei uns ist der Inhalt jeder Biersorte genau definiert, bei der Gesundheitsversorgung aber lässt man in Europa offen, was genau im Medizinstudium vermittelt werden muss.“
Private Medical Schools nutzen Lücke aus
Diese Lücke werde von Franchising-Modellen privater Medical Schools ausgenutzt. Hier will sich der MFT stärker in die Debatten einbringen. Die Fakultäten haben deshalb eine Resolution zum Medizinstudium 2020 und zur Wissenschaftlichkeit in der Ärzteausbildung verabschiedet: dieResolution"Zur Gleichstellung von ärztlichen Mitarbeitern in vorklinischen, klinisch-theoretischen und klinischen Fächern im Tarif- und Versorgungsrecht" und dieResolution"Zum „Medizinstudium 2020“ und zur Wissenschaftlichkeit der Ärzteausbildung".
Im Kern geht es darum, das hohe Niveau der international anerkannten wissenschaftlichen Ärzteausbildung in Deutschland zu sichern und die Ausbreitung von nach unterschiedlichen Standards ausgebildeten jungen Ärzten zu verhindern. Die Länder werden in dem Zusammenhang aufgefordert, Gesetze zur Qualitätssicherung bei staatenübergreifenden Ausbildungsvorhaben zu erlassen.
Ärzte müssten verstärkt für Forschungs- und Lehraufgaben gewonnen werden. Damit dies gelinge, dürften diese nicht länger durch schlechtere Tarifverträge und eine schlechtere Altersversorgung gegenüber ihren überwiegend kurativ tätigen Kollegen bestraft werden, so der Tenor der Veranstaltung. Auch zum Tarif- und Versorgungsrecht verabschiedeten die Fakultäten deshalb eine Resolution.
DerMFTunterstützt als gemeinnütziger Verein die Fakultäten bei ihren gemeinsamen Bestrebungen zur Weiterentwicklung der medizinischen Forschung und Lehre und der damit verbundenen Krankenversorgung.