Medizin

Unterschätztes Risiko

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In Europa sterben jährlich rund 500.000 Menschen an einer venösen Thromboembolie, obwohl ein großer Teil der Todesfälle vermeidbar ist. Auf Initiative der International Society on Thrombosis and Haemostatis findet heute zum ersten Mal der Welt-Thrombose-Tag statt.

Mit dem weltweiten Aufklärungstag soll das Thromboserisiko jährlich bei Fachleuten und in der Bevölkerung in Erinnerung gerufen werden. Der 13. Oktober wurde gewählt, weil an diesem Tag der deutsche Arzt und Pathologe Rudolf Virchow Geburtstag hatte. Er gilt als Pionier in der Erforschung von Thromboseerkrankungen. Das langfristige Ziel ist, vermeidbare Todesfälle zu verhindern.

Die Prophylaxe gezielter einsetzen!

Denn an den Folgen einer tiefen Venenthrombose sterben pro Jahr doppelt so viele Menschen wie an Brustkrebs, Prostatakrebs, AIDS und Verkehrsunfällen zusammen, mahnen Gerinnungsexperten. Ihr Appel an Ärzte: Bitte Thromboseprophylaxe gezielter einsetzen!

"In Deutschland sterben immer noch über 100.000 Menschen pro Jahr an den Folgen einer tiefen Venenthrombose. Das sind doppelt so viele wie an Brustkrebs, Prostatakrebs, AIDS und Verkehrsunfällen zusammen", gibt die Ärzte Zeitung einen Wortbeitrag Prof. Rupert Bauersachs von der Klinik für Gefäßmedizin am Klinikum Darmstadt bei einer Veranstaltung zum Welt-Thrombose-Tag an der Berliner Charité wieder.

Viele Todesfälle sind vermeidbar.

Ein erheblicher Teil dieser Todesfälle gilt als prinzipiell vermeidbar. So war in einer oft zitierten Meta-Analyse aus 2007 das Risiko einer Lungenembolie bei Einsatz einer Thromboseprophylaxe bei internistischen stationären Patienten um knapp 60 Prozent geringer. Etwa 300 bis 400 Patienten müssen behandelt werden, um ein solches Ereignis zu vermeiden.

Valide Zahlen zur Effektivität der Thrombose-Prophylaxe im ambulanten Umfeld gibt es jedoch kaum. Trotzdem ist Dr. Robert Klamroth vom Berliner Vivantes Klinikum Friedrichshain überzeugt: "Die evidenzbasierten Empfehlungen zur Thromboseprophylaxe gelten auch im ambulanten Bereich. Wer ambulant operiert wird und danach zu Hause im Bett liegt, braucht eine Thrombose-Prophylaxe", sagte er dem Blatt

Dabei gelte es, sowohl dispositionelle als auch expositionelle Risiken zu berücksichtigen. Ab einem mittleren Risiko ist zusätzlich zu den auch bei niedrigem Risiko indizierten Basismaßnahmen (Frühmobilisation, Bewegungsübungen) eine medikamentöse Thromboseprophylaxe Pflicht.

Breite Streuung - nicht empfehlenswert!

Abgeraten werden müsse indes von einer breiten Streuung der Thrombose-Prophylaxe ohne akuten internistischen oder chirurgischen Anlass, betonte Prof. Andreas Tiede von der Medizinischen Hochschule Hannover. Er sprach sich damit klar gegen den vorbeugenden Injektionen von niedermolekularen Heparinen bei Langstreckenflügen aus. Zwar sei der Langstreckenflug ein Risikofaktor für das Auftreten einer Thrombose, doch der prophylaktische Nutzen und das Risiko von Blutungskomplikationen stünden in keinem sinnvollen Verhältnis.

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