Unterwegs in Netzen
Ermittelt wurden die Zahlen vom Meinungsforschungsinstitut infas im Ärztemonitor 2014, einer großen repräsentativen Befragung von 11.000 Ärzten und Psychotherapeuten im Auftrag von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und NAV-Virchow-Bund.
"Ärztenetze sind zur festen Größe in der ambulanten Versorgung geworden. Der Zuwachs ist ein Erfolg für die Netze und ein Zeichen an die Politik, dass die Fördermaßnahmen wirken und fortgeführt werden müssen", kommentiert Dr. Veit Wambach, Vorsitzender der Agentur deutscher Arztnetze, das Ergebnis.
Das Interesse an Ärztenetzen fällt demnach regional unterschiedlich aus. Spitzenreiter beim Organisationsgrad in vernetzten Strukturen sind Schleswig-Holstein (49 Prozent) und Westfalen-Lippe (40 Prozent). Vergleichsweise wenig Netzärzte ermittelte infas dagegen in Berlin (24 Prozent), Sachsen (20 Prozent) und Sachsen-Anhalt (17 Prozent).
Persönliches Engagement , strukturelle Bedingungen
Die Gründe dafür seien vielfältig, so Wambach: "Ob die Netze gedeihen, liegt zuallererst am persönlichen Engagement vieler Einzelner. Zum anderen spielen strukturelle Bedingungen, wie Bevölkerungsdichte, geografische Gegebenheiten sowie Ausbaugrad der regionalen Infrastruktur eine Rolle."
Einfluss nehmen Wambach zufolge auch die Kassenärztlichen Vereinigungen, die die Bedingungen für die Zertifizierung festlegen. Wichtige Grundpfeiler für die Entwicklung habe die Bundesregierung mit der Anerkennung von Praxisnetzen in § 87b SGV B gelegt, unterstreicht Wambach. Dabei dürfe es jedoch nicht bleiben.
Ärztenetze als Leistungserbringer im SGB V anerkennen
Es sei an der Zeit, die rechtlichen Rahmenbedingungen an die Versorgungswirklichkeit anzupassen und die Arbeitsbedingungen für die rund 400 Ärztenetze in Deutschland weiter zu verbessern.
Die sozialrechtliche Stellung der Kooperationen müsse angesichts des gestiegenen Interesses dringend verbessert werden. „Im Vergleich zu anderen Arztgruppen sind die Netze politisch unterbewertet. Die Förderung vernetzter Strukturen muss daher konsequent ausgebaut werden“, fordert Wambach. Nächster Schritt sei, Ärztenetze als Leistungserbringer im Sozialgesetzbuch anzuerkennen. Damit wären die Verbünde endlich in der Lage, regionale Versorgungsverantwortung zu übernehmen, erklärt der Vorstandsvorsitzende.
Als Beispiel nennt Wambach Medizinische Versorgungszentren (MVZ), die dann von Ärztenetzen betrieben werden könnten. „Ein Netz könnte jungen Kollegen das Angebot machen, zunächst im MVZ angestellt zu arbeiten und Stück für Stück in die eigene Niederlassung zu wachsen. Gleichzeitig wären Teilzeitarbeitsmodelle für Ärztinnen mit Kindern möglich.“
Wunsch nach Arbeiten im Team
„Viele junge Ärzte suchen nach geeigneten Möglichkeiten, im ambulanten Bereich tätig zu sein, ohne die volle Last der eigenen Praxis allein bewältigen zu müssen; sie wollen sich aber untereinander fachlich austauschen. In Netzen ist es möglich, als selbstständig freiberuflicher Arzt zu arbeiten und gleichzeitig die Vorteile der Zusammenarbeit mit den Kollegen zu nutzen.“
Der Wunsch zur Zusammenarbeit beschränke sich allerdings nicht auf die Jungen, so Wambach. Der Ärztemonitor zeige, dass Kollegen aller Altersgruppen Mitglied eines Netzes sind. Ebenfalls ungefähr gleich sei die Verteilung von Frauen und Männern sowie die Einbindung von Haus- und Fachärzten.