Nachricht

Urlaub auf Kassenkosten

pr
Nachrichten
Teure Mitgliederwerbung: Yoga, Pilates oder Entspannung – gesetzliche Krankenkassen bezuschussen nicht nur zwei Gesundheitskurse im Jahr. Gesponsert wird auch der Urlaub mit Rückenschule in Graal-Müritz.

Wie ein Vergleich von Finanztest (9/2017) zeigt, zahlen alle Kassen zahlen zwischen 75 und 250 Euro pro Kurs dazu – vorausgesetzt, die Kurse sind entsprechend zertifiziert. Bei einigen Kassen sind die Zuschüsse besonders hoch: So zahlt die Actimonda maximal 600 Euro im Jahr, bei der BKK Wirtschaft und Finanzen, der AOK Nordwest, der Bergischen KK und der HEK sind es maximal 500 Euro. Einige Kassen übernehmen 100 Prozent der Kurskosten, andere dagegen nur 75 oder 80 Prozent. Voraussetzung: Die Kurse müssen entsprechend zertifiziert sein. Viele Kassen bieten zudem eigene Gesundheitskurse an, diese dann meist gratis.

Yoga in Sankt Peter-Ording

Die Kassen zahlen sogar Geld für Gesundheitskurse im Urlaub, etwa für Nordic Walking in Wismar, Rückenschule in Graal-Müritz oder Yoga in Sankt Peter-Ording. Die meisten Kassen geben dafür einen Zuschuss von 150 bis 200 Euro pro Jahr. Versicherte können sich auch eine Gesundheitsreise bezuschussen lassen: Ein viertägiger Aufenthalt im Ostseebad Dierhagen mit Aquafitness und autogenem Training kostet für Versicherte der Bergischen zum Beispiel nur 109 Euro – inklusive Doppelzimmer und Halbpension.

Die Kurse müssen von der „Zentrale Prüfstelle Prävention“ geprüft und zertifiziert sein. Gefördert werden vier Bereiche: Bewegung, Stressbewältigung und Entspannung, Ernährung und Sucht. Die Zuschüsse sollen Versicherte motivieren, sich mehr zu bewegen und sich gesünder zu verhalten. Einige Kassen bieten auch Online-Kurse für Versicherte an.  Finanztest hat die Angebote der sechs größten Orts-, Ersatz-, Innungs- und Betriebskrankenkassen sowie der Knappschaft untersucht. Hier sind die meisten Mitglieder versichert.

Kassen geben 50 Prozent mehr für freiwillige Leistungen aus

Um den Wettbewerb zwischen den gesetzlichen Krankenkassen zu befeuern, hatte die Regierung die Kassen im GKV-Versorgungsstrukturgesetz dazu berechtigt, seit Januar 2012 neue Satzungsleistungen zu erlassen. Einem Bericht der Berliner Zeitung (28.3.2017) zufolge haben sich die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für freiwillige Leistungen, die in der Regel der Werbung neuer Mitglieder und der Kundenbindung dienen, in den vergangenen vier Jahren fast verdoppelt. Die Zeitung zitiert dazu Daten aus dem Bundesgesundheitsministerium, die die Gesundheitspolitikerin Birgit Wöllert (Die Linke) angefordert hatte. 

Danach gaben die Krankenkassen 2016 für die Satzungsleistungen 1,5 Milliarden Euro aus. 2012 waren es erst 780 Millionen Euro. Das entspricht einem Anstieg von 94 Prozent. Allein zwischen 2015 und 2016 weisen die Zahlen des Ministeriums ein Plus von mehr als 20 Prozent aus, berichtet die Zeitung. Typische Satzungsleistungen sind Gesundheitskurse, wie Rückenschule, Nordic Walking oder Pilates. 

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.